Am 26.3.2024 verstarb der amerikanische Bildhauer Richard Serra. Seit den 1960er Jahren schuf er seine Kunst die er in direkten Bezug zu Raum stellte.
So fanden sich seine Werke oft an ungewöhnlichen und nicht zu erwartenden Plätzen. In der Natur zum Beispiel. Wo sie teils deplatziert wirkten.
Serras Werk wurde weithin missverstanden und als riesig, hässlich und unbequem beschimpft. Sein „Tilted Arc“ wurde zum Blitzableiter der Kontroversen, als er von seinem Platz in einem Bundesgebäude in New York entfernt wurde. Seine gigantischen Stahlplattenskulpturen hatten nur einen Zweck: den Betrachter zum Teilnehmer zu machen, ihm den Raum, in dem sie sich befinden, deutlich bewusst zu machen. Einige waren so groß, dass sie aus nur einem Blickwinkel nicht vollständig gesehen werden konnten: man musste sie komplett umrunden, um sie zu erleben. Wenn man um sie herum – oder manchmal durch sie hindurch – ging, wurde man sich ihrer wechselnden Linien und subtilen Kurven und Winkel bewusst, ihres Kommentars zu alltäglichen Formen. Sie konnten anmutig und zart und verspielt sein, während sie aus tonnenschwerem Cor-Ten-Walzstahl hergestellt waren. Einige von ihnen waren auf das schiere Gewicht ihrer Materialien angewiesen, um an Ort und Stelle zu bleiben. Sie wurden nicht zusammengeschweißt oder in irgendeiner Weise zementiert, sondern waren lediglich darauf ausgelegt, Gewicht und Gleichgewicht präzise einzusetzen, um eine Wirkung zu erzielen. Die Teile, die gigantische Stahlstücke aneinander lehnen und durch gegenseitigen Druck aufstehen, können einen schwindelig machen mit ihrer visuellen Anomalie des massiven Gewichts in der Luft und der Brutalität ihrer aufgerollten Energie. Sein Spätwerk, die wogenden, wehenden Stahlplattenstücke, die massiven Stahl in verspielte Bänder verwandelten, erforderte, dass ein Stahlwerk in Pittsburgh seine gesamte Fabrik umrüsten musste, um die Platten richtig zu formen.
Weltweit war seine Kunst bekannt, standen seine großen rostenden Stahlskulpturen im öffentlichen Raum.
In Deutschland beispielsweise Bochum und Saarbrücken.
Einen erklärenden Bericht zu Serras Kunst findet man hier :
Sorry, aber bei diesem Namen rast mein Blutdruck in schwindelerregende Höhen: 1992 bekam der Uni-Campus Saarbrücken die Serra-Plastik „Torque“, eine riesige Rostschraube für unfassbare 958.000 DM. Eine äußerst unsensible Entscheidung, denn um diesen Zeitpunkt herum wurde auch das endgültige Aus für die Fachrichtungen Kunsterziehung, Politikwissenschaft und Orientalistik (Arabistik) beschlossen. Und dabei waren es letztendlich die Arbeiter im Stahlwerk Dillingen, die die Plastik hergestellt haben …
Das ist durchaus nachvollziehbar. Über die polarisierenden „Nebenschauplätze“ und den Entscheidungen zum Kauf gewisser Kunstobjekte im öffentlichen Raum wollte ich jetzt nicht sprechen bei meinem Beitrag. Verständlich ist dein hoher Blutdruck jedoch schon. Und: wie so oft in diesem Bereich liefert der Künstler die Idee zur Gestaltung und „lässt“ dann machen. Kenne ich auch aus dem Bereich Glaskunst.
Wenn mich nicht alles täuscht, ist auf dem Foto zu diesem Beitrag die Serra-Plastik in Basel vor dem Stadttheater zu sehen… ich kann mich noch gut an die Kontroverse erinnern, als es um das Aufstellen der Plastik ging und ich weiß bis heute nicht, ob mir dieses rostige Monster gefällt. Es wird übrigens im Volksmund auch als das größte Pissoir von Basel genannt…
Ja, ich kenne den Spruch von dem Pissoir und ja ich weiß, dass die Werke Serras tatsächlich sehr kontrovers zu sehen sind. Ich erinnere mich auch noch an zerreißende Kritiken der Presse. Mal ganz unabhängig davon, wie man diese Werke findet, zum Künstler steht und/oder dem Kunstmarkt, der diese Kunst natürlich auch noch zusätzlich gepusht hat,….versuche ich das erst einmal ganz frei und unkritisch zu sehen. Da sind enorm große Rostwerke, die irgendwo inmitten vom Urbanen oder Natur stehen. Man kann sie verstehen oder auch nicht, sie gut finden oder auch nicht. …. aber ungeachtet all dessen, sind es wirklich stellenweise monumentale Werke eines Ausmaßes, die allein für sich genommen schon sehr bestaunenswert sind.