Halbzeit. Was sind die häufigsten Fragen, die man als Künstlerin so hört? Ich habe es mal zusammengefasst. Wir sind bei Tag 5 und somit der 5. Frage angekommen:
Frage 5 – Tag 5: Wann ist ein Bild fertig oder eine Werkreihe? Können Sie das an etwas festmachen?
Wenn ich es fühle. Ich spüre immer wenn das Bild alles sagt, was es zu sagen hat. Das mag jetzt für den Betrachter nicht immer unmittelbar zugänglich sein, vor allem, wenn es sich um abstrakte Kunstwerke handelt.
Ein Thema, das sich vordergründig mit den Elementen wie Wasser, Feuer, Erde oder Luft beschäftigen mag, steht für mich symbolisch für innere Themen. Der tieferen Auseinandersetzung mit dem was die Elemente versinnbildlichen mögen. Leichtigkeit, Loslassen, Abschied, Trennung, Trauer, Frustration, Empörung…es sind nur Stichworte. Insgesamt geht es immer wieder um den Menschen, um menschliche Gefühle und das Aufarbeiten bestimmter Lebensthemen und Gefühle.
Die Bilder sprechen gewissermaßen zu mir und ich würde schon sagen, dass ich achtsam darauf lausche, was ein Bild mir sagen möchte. Es erzählt eine Geschichte. Es lädt ein, sich einzulassen, hinzuschauen, hinzuspüren und hinzuhören.
Die Geschichte ist wahrlich häufig die, die ich selbst erzählen möchte. Die sich aus meinen Gefühlen und Erinnerungen speist, aus dem was ich sichtbar machen möchte für den Betrachter, aber in erster Linie natürlich für mich selbst. Der Betrachter erkennt primär vielleicht Horizonte, Landstriche, Wasserwelten usw.
Ich wiederhole es immer, dass meine Bilder wie Tagebuchskizzen sind. Es sind Erinnerungsfragmente, festgehaltene Momente eines Gefühls oder einer Lebensstation. Vordergründig Erinnerungen daran wie den Sand unter den Füßen zu spüren oder die Seeluft einzuatmen, mit den Händen durch das hohe Gras zu fassen. Es sind Erinnerungen an Licht, wie es sich auf der Haut anfühlt oder durch die Bäume flackert. Wofür stehen diese Elemente jedoch? Welches Gefühl verbinde ich mit einer bestimmten Erinnerung? Das Gesehene und Erlebte wird hier erzählt und manchmal sagt mir das Bild selbst, wenn ich alles erzählt habe.
Dieses Werk beispielsweise: Kreta I. Es ist sehr impulsiv und kraftvoll entstanden, so als würde es quasi aus mir herausbrechen. Das ist aber auch genau die Energie und die Dynamik, die ich auf Kreta empfunden habe. Alles lebendig, quirlig, feurig, nach Außen strebend, geradezu explosiv. Es kam über mich wie ein Sturm und brach dann ab. Und das ist ein Beispiel für ein Werk, das an 2 Tagen geschaffen wurde. Aber gleichzeitig war ich sehr uneins mit dieser Insel, sie machte mich wütend, ohne dass ich greifen konnte, wieso dem so war. Und so entluden sich ebendiese Emotionen auf der Leinwand.
Deswegen hänge ich meine Bilder oft an die Wand auch und gerade im Atelier. Ich betrachte sie unter verschiedenen Lichteinflüssen, setze mich davor und betrachte sie lange, lasse sie auf mich wirken. Versuche selbst der Geschichte nachzuspüren und zu lauschen, die ich eben noch festhalten und erzählen wollte. Ich überprüfe meine Gefühle dazu, meine Eindrücke, das was das Bild in mir auslöst. Dies kann tage- oder wochenlang so gehen, manchmal stellt sich das Gefühl von Zufriedenheit sofort ein und ich kann die Bilder ruhen lassen. Aber das ist ein seltenes Vergnügen 😉