Wasser und Feuer So warf ich dich denn in den Turm und sprach ein Wort zu den Eiben, draus sprang eine Flamme, die maß dir ein Kleid an, dein Brautkleid: Hell ist die Nacht, hell ist die Nacht, die uns Herzen erfand hell ist die Nacht! Sie leuchtet weit übers Meer, sie weckt die Monde im Sund und hebt sie auf gischtende Tische, sie wäscht sie mir rein von der Zeit: Totes Silber, leb auf, sei Schüssel und Napf wie die Muschel! Der Tisch wogt stundauf und stundab, der Wind füllt die Becher, das Meer wälzt die Speise heran: das schweifende Aug, das gewitternde Ohr, den Fisch und die Schlange – Der Tisch wogt nachtaus und nachtein, und über mir fluten die Fahnen der Völker, und neben mir rudern die Menschen die Särge an Land, und unter mir himmelts und sternts wie daheim um Johanni! Und ich blick hinüber zu dir, Feuerumsonnte: Denk an die Zeit, da die Nacht mit uns auf den Berg stieg, denk an die Zeit, denk, daß ich war, was ich bin: ein Meister der Kerker und Türme, ein Hauch in den Eiben, ein Zecher im Meer, ein Wort, zu dem du herabbrennst. (Paul Celan, 1920-1970)
Montagsgedicht: Paul Celan
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