Willkommen liebe Martina, ich freue mich, dass du an meinem Artist Talk teilnimmst. Wir
kennen uns seit der LohmART 2017. Uns verbindet die geburtliche Nähe zu Siegburg/ Bonn und
dass wir natürlich Kunst schaffen. Auf deiner Website erfährt man leider wenig über dich als
Person. Nun endlich habe ich die Gelegenheit dir einige Fragen zu dir als Künstlerin und deinem
Schaffensspektrum zu stellen.
Manuela: Kannst du dich bitte kurz vorstellen? Erzähle doch ein wenig, wie du zur Kunst
gekommen bist. Gab es z.B. ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag dafür gegeben hat,
um die künstlerische Laufbahn neben dem Beruf einzuschlagen?
Martina: In meiner Familie war die Kunst sehr präsent. Der Bruder meines Vaters war ein regional bekannter Künstler, der Bruder meiner Mutter ein überaus talentierter Maler, der aber leider den Krieg nicht überlebt hat. Mit diesem Hintergrund aufgewachsen, war die Liebe zur Kunst, zur Kreativität und zum Kunsthandwerk schon immer in mir. Zu einem Kunststudium und auch zu
einer Ausbildung zur Goldschmiedin ist es aus familiären Gründen dann doch nicht gekommen aber ich fand immer Wege, mich künstlerisch und kunsthandwerklich zu betätigen und weiterzubilden. Seit über 30 Jahren widme ich mich der Malerei und der Schmuckgestaltung, anfangs neben meinem Beruf, seit 15 Jahren hauptberuflich als professionelle Künstlerin.

Martina Furk beim Arbeiten an einem ihrer Werke
Manuela: Du bist zudem auch Schmuckdesignerin. Hast du diesen Beruf ausgeübt und/oder wie
beeinflusst er dein künstlerisches Wirken? Wie und wo hast du dein künstlerisches
Handwerk gelernt?
Martina: Die Schmuckgestaltung ist meine zweite Leidenschaft, die mir neben der
Malerei sehr wichtig ist. Hier ist präzises Handwerk gefragt, was ein wunderbarer Ausgleich zur freien und großzügigen Malerei ergibt. Trotz unterschiedlicher Materialien ist es möglich, das eine mit dem anderen zu verbinden und daraus Neues zu schaffen. So gibt es eine Schmucklinie mit
dem Titel „Art to wear“, die Kunst als Schmuck tragbar macht. In Kursen erlernte ich die Grundtechniken und entwickelte später eigene gestalterische Möglichkeiten, meine Kreativität handwerklich auszudrücken.
Manuela: Wie ordnest du deine Kunst ein? Gibt es einen Zeitbezug? Wie steht deine Arbeit im
Kontext zur heutigen Malerei? Was ist deine eigene Kunst für dich?
Martina: Meine Kunst ist frei, abstrakt und expressiv, manchmal wild und chaotisch,
experimentell, in starken Farben, jedoch nicht schrill. Ich male gerne mit den Händen und benutze zusätzlich sehr unkonventionelle Malwerkzeuge. Meine Kunst entspricht der heutigen Zeit und ist mir ganz nah, da es keine Einschränkungen gibt, die das Warum und Wie betreffen. Ich fühle mich frei in meiner Arbeit als Künstlerin und das ist sehr befriedigend und spornt an.

Manuela: Du gibst gleichermaßen Kunstworkshops und Schmuckdesign-Workshops. Welcher
künstlerisch/handwerkliche Bereich liegt dir mehr am Herzen?
Martina: Ich gebe Workshops in beiden Bereichen meiner Tätigkeit weil es mir wichtig ist, Interessierten meine Arbeitsweise zu vermitteln und ihnen dabei zu helfen, eigene Wege zu gehen. Besondere Freude bereitet es mir mit einer Gruppe Senioren und Seniorinnen regelmäßig zu malen und zu sehen, wie sich die Fähigkeiten entwickeln. Die älteste Teilnehmerin ist jetzt 93 Jahre alt und ich erlebe es als sehr positiv, wie die kreative Beschäftigung diese Menschen fit
hält. Kunstprojekte mit Kindern in der Natur gehören auch zu meinen ehrenamtlichen Aufgaben. Sie finden alle zwei Jahre statt und werden begeistert angenommen. Für mich sind beide Bereiche gleich wichtig, doch hat alles immer seine Zeit. Manchmal hat das Malen Vorrang und manchmal
das Schmuckdesign, je nachdem wie sich die Schaffensphasen entwickeln.


Linkes Bild: Jump into the 5th dimension | 2024 | Martina Furk
Rechtes Bild: L’abbraccio | 2020 | Martina Furk
Manuela: In deiner durchaus informellen Kunst sieht man eine gestische, expressive Bewegung
und Dynamik. Was bewegt dich, was treibt dich an, wie würdest du selbst deine Malerei
beschreiben wollen?
Martina: Meine Kunst ist geprägt durch intuitives und freigeistiges Arbeiten, die Dynamik entsteht oft durch die Spuren des Arbeitsprozesses, durch Verwerfen und Übermalen und durch die manchmal etwas sperrigen Malwerkzeuge. Ich möchte unkonkret bleiben, nichts darstellen, sondern jedem Betrachter den Raum für Entdeckungen lassen.

Manuela: Was brauchst du um schöpferisch tätig zu sein? Bzw. wie bilden sich deine Ideen für
Werke aus?/ Wie entstehen deine Werke, wie gehst du an deine Kunst heran und mit
welchen Materialien arbeitest du am liebsten?
Martina: Für meine schöpferische Arbeit brauche ich die richtige Umgebung, der Raum, der keine Ablenkungen bietet. Hier kann ich mich in meine Arbeit vertiefen und die Kreativität fließen lassen. Meine Arbeiten entstehen aus dem Bauch heraus, entweder spricht mich eine Farbe besonders an oder eine Emotion. Ich plane nie, habe nie eine Vorstellung sondern lasse es einfach zu, dass das Bild sich entwickelt. Ich arbeite vorwiegend mit Acryl/ Sprayfarbe/ Kohle und
Grafit auf Leinwand und Papier, groß- und kleinformatig. Im Schmuckbereich arbeite ich mit Sterlingsilber und Edelsteinen, mit Resin und Recyclingmaterial.

Manuela: Wo entstehen deine Werke?
Martina: Meine Werke entstehen in meinem Atelierhaus, ein wunderschönes Fachwerkhaus aus dem Jahre 1820.
Manuela: Gibt es Techniken oder Materialien, mit denen du gerne experimentieren wollen
würdest?
Martina: Ich bin ein sehr experimentierfreudiger Mensch und probiere alles aus, was in
irgendeiner Weise zu gebrauchen sein könnte, z.B. Maurerwerkzeug, Besen, Äste und Zweige usw. Auch im Schmuckbereich verwende ich unkonventionelle Materialien wie Plastikfolien, Zweige zum Schmuckguss, und Flusssteine und Glas aus Flüssen.


Linkes Bild: Let the sunshine in | 2023 | Martina Furk
Rechtes Bild: Never look back | 2022 | Martina Furk
Manuela: Wieviel Raum und Zeit nimmt Kunst in deinem Leben ein?
Martina: Da ich mich mit der Kunst vor 15 Jahren selbstständig gemacht habe, nimmt sie, neben meiner Familie, die meiste Zeit in meinem Leben ein. Es war ein Wunsch von Jugend an, als Künstlerin und Schmuckdesignerin tätig sein zu können und ich bin glücklich, das jetzt und schon all die Jahre davor, tun zu dürfen – so lange wie möglich.

Manuela: Gibt es Menschen, die deine Kunst beeinflusst haben?
Martina: Meine großen Vorbilder in der Malerei waren und sind Cy Twombly, Emil Schumacher und Antoni Tapies. Ihre Entwicklung zur abstrakten Kunst und der Reduktion auf das Wesentliche haben mich ganz besonders angesprochen und berührt und beeinflussen meine Arbeit immer wieder.
Manuela: Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß?
Martina: Das kann ich so genau gar nicht sagen, eigentlich das Gesamtpaket. Ich liebe den Arbeitsprozess bis zum fertigen Werk, auch die Zeiten der Zweifel und des Verwerfens, wieder neu zu beginnen und die Entwicklung der Arbeit zu erspüren und dem zu folgen. Manchmal bedeutet das auch Unzufriedenheit und das Gefühl, zu versagen, aber ich sehe es immer als einen weiteren Schritt zum Lernen.

Manuela: Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du bekommen hast?
Martina: Bei einer Kunstmesse kam ein Herr auf mich zu und sprach mich wegen meiner Bilder an. Er sagte, dass diese Arbeiten das Beste auf dieser Messe sei und er lud mich ein, an einer Ausstellung in einem Kunsthaus im Ort teilzunehmen, die er als Kurator betreute. Das hat mich natürlich sehr gefreut.
Manuela: Welche Ausstellungen und künstlerische Projekte haben dich in deinem Werdegang
besonders geprägt?
Martina: Ich habe an einigen Kunstmessen teilgenommen und an vielen Ausstellungen innerhalb Deutschlands. Die angebotene Vielfalt auf Kunstmessen kann Inspiration sein, aber sie hat mich auch immer dazu gebracht, mich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen, was mich in meiner
Entwicklung weitergebracht hat. Bei thematischen Ausschreibungen empfinde ich es anders und als Ansporn, zu diesem Thema zu arbeiten und ein Teil der Ausstellung zu werden. Ein künstlerisches Projekt hat mich besonders herausgefordert, aber auch sehr beglückt: ich wurde gebeten, für eine Skulptur für meinen Heimatort die Idee zu entwickeln und die künstlerische
Betreuung zu übernehmen. Das war ein ganz neues Arbeitsfeld, aufregend aber auch absolut erfüllend. Die Skulptur, es ist ein Denkmal für eine ehemalige Mühle aus dem Ort, steht jetzt in der Nähe des Platzes, an dem die Mühle stand.
Manuela: Eine Frage, die Dich gerade bewegt
Martina: Wird die globale Situation die Kunst verändern, wir die Kunst noch
genügend wahrgenommen und wertgeschätzt?
Manuela: Was hat dich zuletzt inspiriert?
Martina: Im Herbst letzten Jahres habe ich an einer Themenausstellung zur Farbe Blau teilgenommen, die mir diese Farbe wieder ganz neu erschlossen hat. Es sind schon neue Arbeiten für eine Serie entstanden.

Mach doch mal blau | 2025 | Martina Furk
Manuela: Welche Ausstellung im Raum Köln/ Bonn usw. hat dich beeindruckt?
Martina: Diese Ausstellung war hervorragend kuratiert und hat mich in ihrer Vielfalt sehr beeindruckt und inspiriert.
Manuela: Was ist Kunst für dich? In 3 Worten!
Martina: Bedürfnis, Glück, Zufriedenheit
Manuela: Woran arbeitest du im Augenblick?
Martina: Siehe Frage 15 und ich arbeite zur Zeit auch wieder parallel an Collagen auf Papier im Kleinformat.
Manuela: Welches war dein bislang schönstes Projekt?
Martina: Das schönste Projekt ist das schon erwähnte Projekt „Kunst im öffentlichen Raum“ mit der Mühlenskulptur. Es ist schon besonders, mal ganz aus seiner Komfortzone der Malerei heraus zu kommen und sich auf etwas Neues und völlig Anderes einzulassen. Ich habe es als eine Ehre empfunden, dies für meinen Heimatort tun zu dürfen.
Manuela: Deine nächsten Projekte, Ausstellungen. Wo kann man dich in diesem Jahr noch sehen?
Martina: Im Oktober findet eine Mitglieder – Jahresausstellung unseres Kunstkreises statt, an der ich teilnehme. Ob noch etwas dazu kommt, ist offen.
Manuela: Wo kann man dich online finden?
Martina: