Gerade von meiner Dezember-Reise auf Teneriffa zurückgekehrt (und ganz und gar nicht im Winterweihnachtsmodus) bin ich noch wahrhaftig beseelt. Beseelt in der Hinsicht, wie schön Natur ist. Wie vielfältig, wie übergross, eigenwillig, wie unvorstellbar bizarr teilweise, und dann doch wieder so unglaublich schön, dass man mit Tränen in den Augen dasteht und ganz melancholisch wird, weil man sich so klein fühlt, so unbedeutend in all dem, was die Jahrmillionen erschaffen haben. Selbst, wenn man schon vieles gesehen hat und die Natur doch überall schön ist, ob nun in Deutschland, Italien, Spanien, in anderen fremden fernen Ländern oder ganz nah, Natur ist immer anders, immer auch wieder neu und immer wieder spannend. Und oftmals erinnerten mich Gebirgszüge und Landschaftsabschnitte an Kreta oder Sardinien, an Österreich, an Mallorca oder Ibiza, an Andalusien teils, wie die Costa de la Luz oder Costa del Sol, und doch natürlich herrscht hier das Vulkanische vor. Lavalandschaften, Lavagestein, Lavabahnen, da wo man sehen kann, wie die Lava erkaltete und eine glatte Fläche bildete auf der nichts mehr wächst oder wie sie zerklüftete Strukturen erschuf, auf denen sich hier und da Flechte oder Gräser niederliessen.
(Nationalpark El Teide; El Teide im Hintergrund sichtbar, vorne links im Bild ist ein Fels der Roques de Garcia im Nationalpark erkennbar)
(Hier Bilder der Südküste bei El Medano)
Teneriffa war eine, für mich, neue Erfahrung, da ich bislang keinen echten Zugang zu den Kanaren für mich habe finden können. Schon rein „gefühlt“ wollte ich da ungern hin, wegen der Vulkanlandschaften und den vermeintlich vorherrschenden Farben schwarz, grau und dunkelrot. Die schwarzen Sand-Strände wirkten auf mich wenig einladend und ganz und gar nicht anziehend. Daher war ich umso überraschter, dass die Geröll- und Mondlandschaften rund um den Teide (dem höchsten Berg Spaniens mit seinen 3718m) so vielfältig waren. Die Strände faszinierend und wunderschön. Es gab immer wieder Neues zu entdecken. Allein schon die Nuancenvielfalt der verschiedenen farblichen Schattierungen von schwarz zu grau, von grüngrau zu einem oxidierten grün, von Rostfarben zu rot und ocker über gelb und beinahe weiß.
(Etwas Schnee ist wie hier links im Bild erkennbar, als ich oben auf dem Teide war, aus verschiedenen Löchern und Öffnungen entstieg Qualm und es riecht auffallend nach Schwefel stellenweise. Dort liegt die Temperatur schätzungsweise bei 85grad)
(Links im Bild sieht man die Seilbahn, die auf den Teide führt)
Als ich so inmitten der Landschaft stand wurde es mir klar: Die Natur selbst ist Kunst und Künstlerin, sie kreiert, sie erschafft und somit ist sie also wahrhaftig eine Erschaffende, die selbst zur Kunst wird oder umgekehrt, jenachdem von welchem Blickwinkel aus man das betrachten mag.
Im saftigen und fruchtbaren Norden der Insel überraschten dann satte Grüntöne und die flächendeckende sanft geschwungene Berglandschaft, ebenso wie zur Veranschaulichung von Gegensätzlichkeit die schroffen Küstenabschnitte mit wildem Wasser und hohen kraftvollen Wellen. Hier brechen sich Licht und Welle, verfallen in Silber- oder Goldtöne, in türkis oder tiefblau, in rot und orange.
Ich habe unzählige Fotos gemacht, um die Farbenvielfalt und -intensität festzuhalten, um Erinnerungen zu haben wie die Berge und Steine aussahen, wie die Strände, mit ihrem schwarzen Sand und den flackernden pulverisierten Obsidianen, in denen die Sonne funkelte, als würden abertausende von Diamanten da liegen,…..ein wenig so, als würde ich meine Empfindungen dabei konservieren und mich direkt erinnern, sobald ich ein Bild betrachte…. und ein wenig ist es ja auch tatsächlich so.
(Auf Delfin- und Waltour vom Boot aus bei Los Gigantes)
(Abendstimmung Südküste)
(Die Ortschaft Garachico, die von italienischen Kaufleuten gegründet wurde)
Teneriffa lohnt auf jeden Fall. Wenn man mal grosszügig über die Bausünden im Süden der Küste entlang hinwegsehen mag und sich einfach einlässt auf das was die Insel wirklich zu bieten hat, denn leider sind es eher weniger kulturelle Sehenswürdigkeiten, wie man sie auf den Balearen oder in Andalusien findet. Man entdeckt aber das Eigentliche, nämlich dass die Natur selbst hier große Kunst ist. Inspirierend und erholsam, aufwühlend und beruhigend, laut und ganz leise, unberechenbar wild und ganz sanft und zart, all das beherbergt Teneriffa. Sollte ich favorisierte Erlebnisse benennen dort oder Orte, so zieht es mich mehr in den Norden und ins Inselzentrum, dort wo der Teide thront und die Serpentinen in Abenteuer münden, mit schroffen Abhängen und bizarren Formationen, mit Ausgucken, die einen atemlos werden lassen, dort wo man teils fast ganz alleine ist, nur mit sich und der vulkanischen Stille um einen herum, den Farben und verschiedenen Lavagesteinen, den akzentuierten Pflanzen dort, Sukkulenten und Kakteen, Gräsern und Farnen, Flechten und Sandebenen.
Und während ich all dies betrachtete arbeitete es in mir und ich weiß, es wird eine neue gemalte Bilderserie entstehen, die genau all das einfängt, worüber ich hier geschrieben habe, kurzum meine Gefühle und Eindrücke zu und von :
Tenerife!