Laufzeit der Ausstellung: 16. Januar bis 14. März 2025 im Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Mit „Michelangelo 550!“ schließt im Jahr des 550. Geburtstages von Michelangelo Buonarroti (1475–1564) eine Trilogie von Veranstaltungen, die das Zentralinstitut für Kunstgeschichte den drei Begründern der Hochrenaissance in Italien gewidmet hat (zuvor Leonardo da Vinci 500, 2019, und Raffael 500, 2020). Begleitend zu einem Kolloquium, das aktuelle Forschungen zu Michelangelo vorstellte, präsentiert diese Ausstellung die lange Auseinandersetzung mit dem „göttlichen Künstler“ und seinen Werken am Beispiel ausgewählter Druckgraphiken und Publikationen. Dabei spiegelt der unterschiedliche (Nach-)Ruhm von Michelangelo, Raffael und Leonardo wie auch ihrer Werke nicht nur exemplarisch die Veränderungen von Kunst, Geschmack und Interessen seit dem 16. Jahrhundert wider. Deutlich werden auch nationale Unterschiede und Schwerpunkte in der Auseinandersetzung mit diesen ‚Überfiguren‘ der Kunst.

So ging etwa die deutsche Begeisterung für Michelangelo im späteren 19. Jahrhundert und die intensive kunsthistorische Erforschung einher mit Dynamiken der nationalen Identitätsbildung und kulturellen Selbstvergewisserung im Umfeld der Reichsgründung 1871. Nachdem lange Zeit Raffael der Lieblingskünstler gewesen war, erschien nun zunehmend und paradoxerweise der „einsame Titan“ und „Gewaltmensch“ (Adolph Bayersdorfer) Michelangelo als Inbegriff der tragisch-genialischen ‚deutschen Seele‘, wie es zahlreiche Kunsthistoriker um 1900 formulierten. Bereits Hermann Grimm hatte in der wohl erfolgreichsten deutschsprachigen Lebensbeschreibung Michelangelos, die 1860–1863 erstmals publiziert und dann über die nächsten gut einhundert Jahre ergänzt und leicht verändert immer wieder nachgedruckt wurde, festgestellt (Bd. 1, S. 346):
„Rafael hatte einen Vorzug, den vielleicht, so lange die Welt steht, kein anderer Künstler in solchem Grade besessen hat: seine Werke entsprechen aufs Genaueste dem Durchschnittsmaße des menschlichen Geistes. Sie stehen keine Linie darüber noch darunter. Michelangelos Ideale gehören einer höheren stärkeren Generation an, als hätte er Halbgötter im Geiste beherbergt, wie auch Schillers poetische Gestalten in anderer Weise das Maß des Gemeinmenschlichen überschreiten.“ Diese Ideen prägen noch heute unser Bild von Michelangelo.
Die Ausstellung verfolgt in zehn Sektionen, wie sich die Vorstellungen zu Michelangelo und seinen Werken – von der Malerei und Bildhauerei über die Architektur bis hin zur Graphik – über fünf Jahrhunderte hinweg veränderten.
Konzeption: Prof. Dr. Ulrich Pfisterer, Zentralinstitut für Kunstgeschichte/Ludwig-Maximilians-Universität München
Organisation: Ann-Kathrin Fischer, M.A., Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Weitere Informationen zur Ausstellung: Ausstellung // Michelangelo 550! Bilder des ‚Göttlichen‘ in der Druckgraphik — Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Katharina-von-Bora-Straße 10, 80333 München | Lichthof Nord, 1. OG
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag, 9:00 – 20:00 Uhr