Montagsgedicht: Brigitte Oleschinski

Sei still, mein Herz | Manuela Mordhorst | 20x20cm | 2018

Dauernd bin ich Gerüchten

auf der Spur, oder mein Gedächtnis hält für Gerüchte, was ich doch schon erlebt habe, anwesend, oder wenigstens nachgeschlagen, dauernd aber verschwindet das Erlebte, das Gewußte, als wäre es mir entgangen. Einem Gerücht nach das Kreuz des Südens gesehen; in welcher sternklaren Nacht denn. Blaugrün. Grünblau. Eine Venus mit grünen Lippen. Was sie sagte: Die Tinte sei schwarz, mit der ihnen die Moko gestochen werden. Aber es gebe in der Maori-DNA ein Enzym, das die Hautzeichen später grün färbt. Grünblau. Blaugrün. Dann tiefblaues Wasser am Küstensaum entlang, von oben sehen die sanft gefalteten Hänge der Hügel hellgrün aus, smaragdfarben, wir fliegen in einem zwölfsitzigen Kanu.

(Brigitte Oleschinski, geb. 1955)

2 Comments

  1. Worte heiß angerichtet – schwer zu verdauen
    ___

    Das „arglistige VORURTEIL“
    wird als leichte Kost vom Hilfskoch angerichtet
    und vom Anlernkellner freundlich aufgetischt.

    Dem folgt

    das „schwerwiegende HAUPTGERÜCHT“,
    das von Köchen stark gewürzt und augenfällig garniert
    sowie vom Oberkellner mit grinsender Miene serviert wird.

    Noch

    schwer schluckend und würgende Gefühle spürend,
    willst du hinausgehen, stößt gegen den Teller mit
    der „üblen NACHREDE“. Den Fleck auf der Tischdecke
    sieht die Reinigungskraft als bleibenden Makel!
    ___
    © PachT 2009
    SSW 39

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