Erfahrungsbericht: Matthew Wong und Vincent van Gogh in Zürich

Als wir in Zürich direkt zu Beginn des Novembers ankamen zog es uns fast direkt ins Kunsthaus Zürich. Dort haben wir uns neben den Sammlungen des Hauses die Ausstellung von Matthew Wong und Van Gogh mit dem Titel ‚Letzte Zuflucht Malerei‘ angesehen. Wir waren tief bewegt und fasziniert von der Bildsprache Wongs und der Gegenüberstellung Van Gogh’s. Die Leben beider Künstler weisen einige Parallelen auf, die für sich genommen schon sehr aufregend und dramatisch sind.

Die teils großformatigen Werke Matthew Wongs zogen sofort in ihren Bann, mein absolut favorisiertes Bild des Tages war dieses:

Path to the sea | Matthew Wong

Sehr sehr lange stand ich davor und betrachtete es aus verschiedenen Blickwinkeln, ging fort, sah mir andere Werke an und kehrte doch immer wieder zu diesem einen Bild zurück. Es ist interessant zu spüren, wie manche Bilder einen sofort ansprechen, mitreißen und bewegen, während andere Bilder eher ohne weitergehende Information erscheinen mögen. Subjektiv betrachtet. Am Ende waren es meist die blau-lila und dunkel wirkenden Bilder, die mich besonders ansprachen und etwas in mir zum Klingen brachten.

Von links nach rechts: | 1. Foto: Night Crossing | 2. Foto: Starry Night | 3. Foto: Matthew Wong, A Dream, 2019. Oil on canvas, 177.8 x 203.2 cm. | 4. Foto: Ripple in the Night

Wenngleich ich viele Werke sah, die auch in ihrer prächtigen Farbigkeit intensiv und grandios wirkten:

Matthew Wong, Coming of Age Landscape, 2018 | Foto: Manuela Mordhorst

Matthew Wong, The Realm of Appereances | 2018 | Foto: Manuela Mordhorst

Matthew Wong arbeitete autodidaktisch und brachte sich verschiedene Techniken selbst bei, probierte sich aus und entwickelte eine gewisse technische Ähnlichkeit zu der Bildsprache Vincent van Goghs. Dennoch finde ich kann man durchaus den eigenen Stil Wongs erkennen und auch die Energie mit der diese Bilder entstanden. Er arbeitete meist in einem durchgängigen Flow, impulsiv und expressiv an einem Werk. Das kann man einigen Bildern auch wirklich ansehen. Im positivsten Sinne.


Ein Werk von reicher Farbenpracht
Matthew Wong malte dynamisch und farbintensiv, wobei sein Schwerpunkt auf Landschaften von expressiv-lyrischer Kraft lag. Als Autodidakt kam er erst mit 27 Jahren zur Kunst, schuf jedoch in nur acht Jahren ein beeindruckendes Œuvre. Wongs Werke sind stark von der euro-amerikanischen und chinesischen Kunst beeinflusst. Er bezog Anregungen von Künstlern wie Vincent van Gogh, Henri Matisse, Shitao, Gustav Klimt, Yayoi Kusama und Alex Katz. Trotz vieler stilistischer Anspielungen bleiben seine imaginären Landschaften und Interieurs ausserordentlich persönlich und originell.

Seelenverwandtschaft

Van Gogh ist in Wongs ausdrucksstarkem Farbgebrauch und Malstil als Vorbild besonders präsent. Beide Künstler brachten ihre emotionalen Zustände direkt und ungefiltert in ihren Werken zum Ausdruck. Ihre Lebensgeschichten weisen auffällige Parallelen auf: Beide litten unter psychischen Herausforderungen und nahmen sich letztlich das Leben. Wong, der an Depression, Tourette-Syndrom und Autismus litt, starb 2019 mit 35 Jahren. Van Gogh, der unter psychotischen Anfällen und Halluzinationen litt, beging 1890 im Alter von 37 Jahren Suizid.

Ausstellungsansicht mit Werken von Van Gogh | Foto: Manuela Mordhorst

Einladung zum Vergleich

Die Präsentation im Kunsthaus stellt die beiden Künstler in ihren Eigenheiten und Gemeinsamkeiten vor. Beide Künstler haben ihre eigenen Räume, ihre Werke werden aber auch punktuell verbunden. Durch große Öffnungen in den Stellwänden können die Besucher die zumeist großformatigen Werke Wongs und die kleineren van Goghs zueinander in Bezug setzen. Diese Sichtachsen ermöglichen es, die Bildwelten der beiden Künstler zu vergleichen, ohne dass ihre Autonomie verloren geht. Die Ausstellung zeigt, dass beide Künstler eine emotionale Vision der Malerei hatten. Van Gogh stellte den emotionalen Ausdruck seiner inneren Befindlichkeit in den Mittelpunkt seiner Landschaftsbilder, und Wong knüpfte auf eigene Weise daran an.

Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum in Amsterdam und basiert auf einer Idee und einem Konzept von Joost van der Hoeven, der die Ausstellung in Amsterdam kuratiert hat. In Zürich wird die Ausstellung von Jonas Beyer und Philippe Büttner kuratiert. Das Kunsthaus hat starke Partner wie das Van Gogh Museum und die Albertina in Wien, die die Ausstellung als dritte Station zeigen wird.

Ausstellungsansicht mit 4 Werken von Matthew Wong | Foto: Manuela Mordhorst

Unterstützt von der Hans Imholz-Stiftung, der Max Kohler Stiftung und der Elisabeth Weber Stiftung.“ (Quelle: Kunsthaus Zürich)

Weitere Informationen zur Ausstellung: Matthew Wong – Vincent Van Gogh – KUNSTHAUS

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