Artist Talk: Karen Hessmert – Das Verborgene sichtbar machen

Manuela: Herzlich willkommen, liebe Karen und danke, dass du an meinem Artist Talk teilnimmst.

Karen: Ich habe zu danken, liebe Manuela, für deine Idee, Künstlern/innen unentgeltlich eine Plattform zur Verfügung zu stellen, um sich und ihre Werke zu präsentieren.

„In my little garden by the sea…“ | Alabaster Glasguss 3 Steine jeweils H 30cm, B 25cm | T 25 cm | Karen Hessmert

Manuela: Du kommst eigentlich aus dem Grafikdesign und hast dich in Bildhauerei  selbst weitergebildet und bist in dieses Genre eingetaucht. Dabei kann man deiner Website entnehmen, dass du mit Papier aber auch mit Glas, Holz , Bronze und Stein arbeitest.  Häufig kombinierst du verschiedene Materialien in deinen Werken. Wie kam es zu diesem Interesse an der Bildhauerei  und wie kamst du kamst Du zu deiner eigenen Kunst? Gab es ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag dafür gegeben hat, um die künstlerische Laufbahn einzuschlagen?

Karen: Na klar, auch ich bekam meine Initialzündung in der Kindheit!

„Das habe ich in meinen Augen gesehen!“ Über diesen Satz muss ich jedes Mal schmunzeln, wenn ich die kleine Anekdote lese, die meine Mutter in meinem Fotoalbum verewigt hat. Eines Tages spazierte die kleine Karen, drei Jahre alt, fröhlich durch die Straßen und erzählte der Nachbarschaft stolz und voller Inbrunst von ihrem Erlebnis mit Löwen und Tigern. Der Schock saß tief! Seine Tochter lügt, schoss es einem Vater durch den Kopf, als er auf diesen vermeintlichen Familienausflug angesprochen wurde. Es folgte der Versuch einer Strafpredigt, die jäh endete, als er mir versuchte zu erklären, das man nicht lügen darf. „ Das habe ich in meinen Augen gesehen“ war meine doch sehr erstaunte Antwort….

Können diese Augen lügen …. DANKE MAMA!!!! Ob mein Vater sich in diesem Moment über die reiche Phantasie seiner Tochter gefreut hat, das weiß ich nicht! Ich für meinen Teil freue mich heute noch über die Bilder in meinem Kopf!

Manuela: Du erstellst auch papierne Installationen, Werke, die teils im Raum stehen. Wie bist du dazu gekommen?

Karen: Wie immer geht dem natürlich eine Entwicklung, ein Prozess voraus. Als Grafik-Designerin hatte ich das optische und haptische Vergnügen, viele unterschiedliche Papiersorten kennenlernen zu dürfen, und verliebt habe ich mich in das Transparentpapier, das durch seine Transluzenz eine unglaubliche Leichtigkeit vermittelt. Diese Faszination ließ mich nicht mehr los. Dem Papier ein neues, ein wirkliches Leben zu geben, vom flachen Zustand in die Dreidimensionalität. Gesichter/Masken –wollten sich als erste „Transluzente Zerreißproben“  präsentieren, danach folgten die Kokons „ROOMS FOR RENT“ – Zimmerfrei – in Verbindung mit Holz, dem Ursprung! 

Bild links:  Transluzente Zerreißproben “ |  Transparentpapier | Breite 85 cm, Höhe 50 cm, Tiefe 28 cm | Karen Hessmert            

Bild rechts: „Rooms for rent“ – Zimmer frei“ | Transparentpapier, Glas, Schiefer | Breite 60 cm , Höhe 38 cm , Tiefe 30 cm | Karen Hessmert

Manuela: Wieviel Zeit widmest Du der Kunst in Deinem Leben?

Karen: Das kann ich nicht beziffern. Es kommen und gehen die kreativen Phasen, wann sie wollen. Und dann bin ich so vertieft, dass ich kein Raum- und Zeitgefühl mehr habe…. Das ist die Gegenwart!

Mein früheres Leben als zum Teil Alleinerziehende Grafikdesignerin hat mich zur Bodenturnerin ausgebildet, die Königsdisziplin der Spagat und ich war die Meisterin! Meiner Tochter sollte es leichter  haben, da kann nur Ballett helfen, so dachte die Mutter in mir! Super Idee… Wütende Tochter im rosa Tutu, das vergesse ich nie … Sie hat mir verziehen!

Der Weg vom Kundenauftrag als Grafikdesignerin zur freiarbeitenden Künstlerin  war aufreibend und spannend zugleich! Und es gibt heute noch Momente, wo ich  mich bei der Frage erwische, bin ICH es oder möchte ich die Erwartung meiner Mitmenschen erfüllen.

„I’m on my way…  für meine Tochter Tara | Glasmalerei , Messing |
Höhe 6 cm, Durchmesser 10 cm | Karen Hessmert

Manuela: Entstehen Deine Werke spontan, konzeptionell oder wie gehst Du an Deine Werke heran? Berichte doch ein wenig.

Karen: Ein Mix von allem, mit entscheidend sind das vorgegebene Thema und der Ort. Durch den Einsatz unterschiedlicher Materialien kann ich meinen Ideen den nötigen Freiraum geben, sich zu entfalten. 

Gewicht, Raum, Zeit und Kosten sind dabei meine Gegenspieler.

 „Bodenschatz“  eine Hommage an Mutter Natur | Stahlbogen, Glasguss, Holzwurzel, Kupferelemente | Höhe 53 cm, Breite 88 cm, Länge 87 cm | Karen Hessmert

Manuela: Hast Du ein Anliegen bzw. Themen, die Du mit Deiner Kunst verfolgst und dem Betrachter gegenüber transportieren möchtest?

Karen: Ein Erstaunen, vielleicht ein Erkennen, eine Empfindung oder auch einen Impuls vermitteln, dass alles möglich ist. Es beginnt mit dem ersten Schritt, um Dinge zu bewegen, zu verändern – ins GUTE!!! Vielleicht lösen meine Kunstwerke auch einen Perspektivwechsel bei der Sichtweise auf sich selbst aus.

Manuela: Was inspiriert dich, bzw. wie bilden sich deine Ideen für Werke aus?

Karen: Meine „kindliche“  Neugierde habe ich mir erhalten können, mein waches Auge nach Innen und nach Außen. Ich glaube –  wie Hermann Hesse es ausdrückt –  an das Sichtbare hinter dem Wahrnehmbaren. Das möchte ich dem Betrachter zugänglich machen.

„Someday, over the rainbow, i can fly….“ | Glasguss, Bronze, Schiefer |
Höhe 12 cm, Breite 15 cm, Länge 23 cm | Karen Hessmert

Manuela: Wie sieht deine Arbeitsmethode aus? Welches sind deine bevorzugten Materialien?

Karen: Der Entscheidung, welches Material zum Einsatz kommt, hängt von dem Objekt ab. Der Umgang mit Papier, Holz, Stein, Glas, Bronze etc., alles Gestaltungsmittel, die ich mir im Laufe der Zeit angeeignet habe, um meine Ideen zu verwirklichen, von der Eindimensionalität ins Dreidimensionale, mit Formen und Farben spielen und ihnen eine eigene Bühne geben, das macht es immer wieder spannend. Gerade durch den Materialmix entsteht eine Eigendynamik meiner Ideen, die mich fasziniert.

Manuela: Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du bekommen hast?

Karen: „Das habe ich noch nie gesehen!“… „Danke, dass ich ihre Kunst sehen durfte!“ … sind Sätze, die ich oft höre und erleben und spüren darf, wenn Menschen meine Objekte betrachteten. Oder: „OHHHH, jetzt habe ich Tränen in den Augen und Gänsehaut!“ Das durfte ich auch erleben und das macht mein Herz auf. Das ist es, was ich mitgeben möchte!!

Manuela: Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, das dich besonders beeindruckt hat?

Karen: Nein, es sind eher die Biografien der Künstler, bzw. Künstlerinnen, die mich begeistern und auch zeigen, dass man auch in schwierigsten Zeiten nicht aufgeben soll!

Manuela: Was tust du, wenn du Inspiration für deine Werke brauchst und gerade nicht weiterkommst?

Karen: Ich drehe mich einfach mal um, setze mir eine Clownsnase auf und überlege, wo ich meinen nächsten „NÖ“ Sticker anbringe …. Sich aus einer festgefahrenen Situation herauszuholen, ist auch eine Kunst! Den Sand unter meinen Füssen im Wasser zu spüren, das feuchte Moos im Wald und Schmetterlinge im Kopf…. Das hilft mir!

Manuela: Eine Frage, die Dich gerade bewegt in deinem Leben.

Karen: Viele… und besonders : Gibt es noch das GUTE im Menschen?

Manuela: Was hat dich zuletzt inspiriert?

Karen: Dass ich mich in diesem Moment mit deinen Fragen auseinandersetze… Danke dafür

Manuela: Was ist Kunst für dich? In 3 Worten!

Karen: In vier Worten: Vermittlerin zwischen den Welten.

Karen Hessmert

Manuela: Woran arbeitest du im Augenblick?

Karen: Ich häkle gerade den „Mantel der Verschwiegenheit“ ,  ein Glasprojekt von Zwei Glasmacherinnen im Bayrischen Wald. Carnival Couture nennt sich das Projekt, Glasobjekte in der Mode.

Manuela Von welchem Projekt träumst du?

Karen: Oberbegriff: Das Karen-Projekt. Ich kann mich schwer entscheiden, es sind so viele! Mein „Herz-Projekt“ ist eines, was darauf wartet, endlich gezeigt zu werden. Ein non profit-Theaterstück zwischen meiner  Marionette und einem Protagonisten ,  was ich gerne in Krankenhäusern,  Altenheimen und Hospizen aufführen möchte! An meiner mentalen Stärke muss ich dafür noch arbeiten.

Oder meine Video/Klang/Installation, eine Performance mit dem Titel: Artist in Residence…

Oder…oder…oder

Manuela: Wo kann man dich in diesem Jahr finden (auf welchen Ausstellungen/ Messen/ Kunsttagen….)

Die meisten Ausstellungen waren leider schon. Im Herbst bin ich wieder in meiner „Tankstelle“ Bildwerk Frauenau im Bayerischen Wald und auf der „Carnival Couture- Glas in Mode“  am 14.09.2024 in Freyung zu finden. Außerdem nach Absprache immer sehr gern in meinem Atelier in Elstorf/Neu Wulmstorf.

www.karen-hessmert.de

instagram:  karen_hessmert

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