Willkommen Rolf, ich freue mich, dass du an dem Artist Talk teilnimmst und den Leser:innen und mir einige Fragen beantwortest.
Rolf: Dankeschön. Wer mehr weiß, sieht besser.
Manuela: Wie kamst Du zur Kunst (zu deiner eigenen Kunst)? Gab es ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag dafür gegeben hat, um die künstlerische Laufbahn einzuschlagen bzw. einen Drang, der auf die Bilder und Werke übertragen werden musste?
Rolf: Meine Eltern hatten eine große Gärtnerei. Mit 14 Jahren durfte ich ein altes Moped in der Gärtnerei fahren, Platz war ja reichlich vorhanden. Irgendwann nervte das Geknattere meinen Papa. Ich bekam drei Liter Benzin für ein Bild in seiner großen Garage. Ohne Bild kein Moped! Nach vielen Figuren, die zum Teil auch wieder übermalt wurden, war das Benzin und das Rallyefahren Nebensache. Die erste, dauerhafte Konstante in meinem Leben war vorhanden.
Übrigens, meine Oma war Porzellanmalerin.
Manuela: Bis 2009 warst du hauptberuflich in eigener Steuerberaterkanzlei tätig, hast diese dann verkauft und hast dein Hobby, die Malerei zu deinem Beruf gemacht. Erzähle doch ein bisschen wie es dazu kam.
Rolf: Die Malerei war schon immer ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Während des Studiums, später in der Selbständigkeit habe ich immer gemalt. Es war der nötige Ausgleich zum Beruf, beim Malen war man auf seiner „grünen Insel“, in einer anderen Welt. Bereits mit 29 Jahren habe ich meine Kanzlei gegründet. In ihr stellte ich ca. 20 Bilder aus, die regelmäßig durch neue Kunstwerke ersetzt wurden. Mit den Mandanten haben wir immer zuerst über die neuen Bilder gesprochen. Dadurch war das Eis gebrochen, sie öffneten sich. Das war auch wichtig, denn nur mit Informationen kann ich betriebswirtschaftlich und steuerlich gut helfen. Die Kunst war hier auch Mittel zum Zweck. Mein Beruf hat mir unheimlich viel Freude bereitet, war sehr erfolgreich, es fiel mir auch ziemlich leicht. Keines unserer beiden Kinder geht in diese Richtung. Irgendwann kam der Gedanke, einfach etwas ganz anderes zu machen. Hierzu braucht man natürlich Mut, keinen Übermut aber doch Wagemut und auch einen guten Taschenrechner. Mit 55 Jahren war es dann soweit, ein Nachfolger wurde gefunden, ich habe bei ihm noch zwei Jahre überleitend mitgearbeitet. Im Nachhinein war die Entscheidung vollkommen richtig, habe inzwischen nur noch ein „lachendes Auge“. Durch das bereits vorhandene Hobby war auch der Übergang vom Berufsleben hin zum Privatier sehr einfach.
Manuela: Deine Kunst kann man nicht einfach auf ein Genre festlegen. Du malst schon sehr lange und auf deiner Website kann man sehen, wie viele Bereiche es gibt. Diese Reihen haben so schillernde Namen wie ‚Barcodebilder‘, ‚Abstrakt und Abstrahierend‘, ‚Schön und Böse‘, ‚Zündholzbilder‘ und vieles mehr. Manchmal wirken die Werke surrealistisch, manchmal sehr realistisch und dann wieder wie du es selbst schreibst abstrahiert. Wie kommt es zu diesen Unterschieden?
Rolf: Das hängt mit meiner Neugierde auf Neues zusammen. Es muss auch für mich als Künstler noch interessant bleiben und nicht langweilig werden. Es gibt so viele Ideen, die man mit unterschiedlichen Techniken umsetzen kann.
Diese Vielfalt wird auch von den Besuchern meiner Ausstellungen bewundert. Sie können mit immer etwas Neuem rechnen.
Manuela: Wie entstehen deine Werke und wie ist hier deine Herangehensweise? Wie sehen deine Arbeitsmethoden aus?
Rolf: Am Anfang ist die Idee, also ein Blitzgedanke, nachdem man handeln bzw. den man verwirklichen kann. Ideen existieren nur im Kopf, sie sind etwas Neues. Sie werden vor allem mit Kreativität und Neugierde verbunden. Kreativität bedeutet Veränderung, bedeutet die Perspektive zu wechseln. Aber eine Idee reicht an sich noch nicht aus, sie steht stets am Anfang. Der Sinn einer Idee ist ihre Verwirklichung.
Malen ist für mich pure Neugierde. Eine Idee führt zu einer anderen. Im Hinterkopf wird ständig an neuen Ideen gearbeitet, egal wo man ist, was man tut. Es läuft oft unbewusst, bis der Gedanke, das Bild plastisch vor einem erscheint. Es passiert im Kopf. Man muss nur genau beobachten und genau zuhören. Meine Bilder stehen somit am Ende einer Gedankenkette, eines Planes. Kunst lädt zum Entdecken ein. Mit meinen Bildern möchte ich Gedanken, Gefühle, Geschichten sichtbar machen, auf meine Weise: narrativ, ironisch und reduziert. Also nicht das Sichtbare abmalen, sondern einen Schritt weitergehen und Gedanken, Gefühle sichtbar machen und Geschichten erzählen. Ich möchte die Aufmerksamkeit der Bildbetrachter einen kleinen Moment fesseln, damit sie sich eigene Gedanken machen können, sie zum Entdecker werden. Ein bisschen Rätselhaftigkeit macht das Bild, die Bildgeschichte umso interessanter. Mit neugierigem Betrachten, mit Verstehen wollen wird die Idee greifbar und erfahrbar, sich wird sichtbar.
Zusammenfassend kann man das so erklären: Am Anfang war die Idee, die geht vom Kopf, über das Herz, durch die Hand, auf die Leinwand.
Manuela: Was malst du am Allerliebsten? Wo entstehen deine Werke?
Rolf: Es gibt keine Präferenzen. Meine Bilder entstehen in meinem Atelier, Skizzen auch im Urlaub.
Manuela: Was treibt dich in deiner Malerei an?
Rolf: Einfach nur die Lust!
Um was geht es beim Bildermalen und natürlich auch beim Betrachten der Kunstwerke? Das Beherrschen der Maltechnik, Farbverständnis sind natürlich eine solide Basis. Wem nützt aber eine perfekte Handhabung der Maltechnik, wenn die nötige Kreativität, die Neugierde auf Neues nicht vorhanden ist? Dann bleibt nur das Abmalen des Sichtbaren. Bei der Erfahrung von Schönheit kommt es nicht allein auf das „Wie“ an. Das „Was“ ist ebenso entscheidend, denn eine von allen Inhalten und Werten gänzlich abgelöste Schönheit verkommt zum Ornament und langweilt uns sehr schnell. Letztendlich geht es um die Freude am Gestalten, um Innovation, um Inspiration aber auch um Fehlertoleranz und Selbstvertrauen, kurz es geht um Lust.
Diese Lust hat etwas von Grenzenlosigkeit, von kreativem Reichtum. Es geht um die Perfektion des Weglassens und des Andeutens. Verborgenes soll aufgespürt werden. Ich liebe das Wechselspiel zwischen dem Offensichtlichen und dem Verborgenen. Man muss vor dem Bild innehalten, den Blick ruhen lassen, um so den verborgenen Sinn hinter den Dingen zu entdecken.
Manuela: Hast Du künstlerische Vorbilder? Wenn ja, welche? Und: Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, das dich besonders beeindruckt hat?
Rolf: Vorbilder habe ich keine. Bilder von Willi Baumeister und René Magritte schaue ich mir immer wieder gerne an.
Manuela: Wieviel Zeit widmest Du der Kunst in Deinem Leben?
Rolf: Zeit ist Luxus. Ich gönne mir etwas davon.
Manuela: Hast Du ein oder mehrere Anliegen das Du mit Deiner Kunst verfolgst?
Rolf: Meine Bilder sollen mit dem geneigten Betrachter kommunizieren, wie es Worte allein nicht vermögen. Sie sollen aufschlussreich, anspruchsvoll, informativ, fesselnd und amüsant sein. Sie sollen erleuchten, sie können auch blenden. Kunst kann frische Ansichten und Ideen liefern und die Aufmerksamkeit auf das lenken, was sonst vielleicht unsichtbar bleibt. Meine Bilder sind ein Aufruf zum genauen Hinsehen. Sie enthalten einen beträchtlichen Anteil von spielerischer Fantasie.
Manuela: Was inspiriert dich, bzw. wie bilden sich deine Ideen für Werke aus? Was tust du, wenn du Inspiration für deine Werke brauchst?
Rolf: Das ist ganz unterschiedlich. Wie oben bereits beschrieben, bin ich ja ein „Kopfmaler“. Inspirationen kommen durch Gespräche, durch Lesen eines Buches oder einer Zeitung, durch Musik hören, bei einer Wanderung, im Museum, beim Sport….
Was mache ich, wenn ich Inspirationen brauche: Einfach genau zuhören und beobachten.
Manuela: Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du je bekommen hast?
Rolf: Erst letzte Woche von meiner sechsjährigen Enkelin, als sie zwei Bilder aus meiner Serie der „Schattenbilder“ betrachtet hat. Sie erkannte sofort, dass in den gemalten Schuhen eine unsichtbare Person steckt, diese aber trotzdem einen Schatten auf die nasse Straße wirft. Es war so schön, wie sie die Bilder mit kindlicher Neugierde beschrieb.
Manuela: Eine Frage, die Dich gerade bewegt?
Rolf: Wieviel Fragen kommen noch?
Manuela: Was hat dich zuletzt inspiriert?
Rolf: Als ich mit meinen Gummistiefeln versehentlich in einen Kuhfladen getreten bin.
Manuela: Was ist Kunst für dich? In 3 Worten! (oder kurz)
Rolf: Lebensfreude, Kreativität, Neugierde
Manuela: Woran arbeitest du im Augenblick?
Rolf: An meinem letzten Bild aus der Werkreihe der „Highland-Cattle“: „Vorsicht im Kuhstall, der Bulle hat Durchfall“
Manuela: Von welchem Projekt träumst du?
Rolf: Ich träume nicht, ich mache es einfach
Manuela: Wo kann man dich und deine Kunst in diesem Jahr finden (auf welchen Ausstellungen/ Messen/ Kunsttagen….)
Rolf: Kunstmesse Schwäbisch Gmünd, Kulturmühle Rechberghausen, Obenhofener Kapelle/Göppingen, Schorndorfer Kunstnacht, Uhingen („Wer mehr weiß, sieht besser). Nächstes Jahr: Weinstadt, Fischen/Allgäu, Leonberg
Manuela: Wo bist du online zu finden? (Linkliste)
Rolf: Am Ende kommt der Schluss
Malen, zeichnen, musizieren, allgemein Kunst lehrt die Künstler Geduld. Denn diese braucht es, um das Wesen eines Bildes, eines Musikstückes kennenzulernen. Kunst lehrt einem Dinge bewusst zu machen. Man braucht regelmäßig einen zweiten Blick um seinen Horizont zu erweitern. Kunst ist etwas für die Seele, sie bringt einen immer dahin wo man vorher noch nicht war.