Montagsgedicht: Gottfried Benn

Da originem | Manuela Mordhorst | 2021 | Ton auf Leinwand

Tag der den Sommer endet

Tag, der den Sommer endet,
Herz, dem das Zeichen fiel.
Die Flammen sind versendet,
die Fluten und das Spiel.

Die Bilder werden blasser,
entrücken sich der Zeit,
Wohl spiegelt sie noch ein Wasser,
doch auch dies Wasser ist weit.

Du hast eine Schlacht erfahren,
trägst noch ihr Stürmen, ihr Fliehn,
indessen die Schwärme, die Scharen,
die Heere weiterziehn.

Rosen und Waffenspanner,
Pfeile und Flammen weit –:
die Zeichen sinken, die Banner –:
Unwiederbringlichkeit.

(Gottfried Benn, 1886-1956)

2 Comments

  1. Frühlingsgefühle wollen sich nicht so recht einfinden, bei diesem tristen grauen, marmorgleichen Himmel, Mitte März. Benn hilft nicht mit Sommerende. Ein sehr eindringliches Gedicht. Mir gefällt es gut. Aber es macht nicht gerade fröhlich. War Benn nicht auch Armee-Arzt? An Krieg muss ich denken, der nur ruht über Winter, und im Frühjahr wieder ausbricht.

    1. Ja gut Frühlingsgefühle stellen sich vielleicht nicht ein, wobei ich hier bei mir Sonnenschein sehe und einen Fitzel blauen Himmels……Ja das Gedicht ist eindringlich, aber ich mag es auch gerne tiefsinniger, ernster, nachdenklich…und richtig, er war in jedem Falle Arzt. An Krieg muss ich auch bei ihm denken, da er seine Gedichte ja auch in der Kriegszeit schrieb und darüber hinaus.

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