Herzlich willkommen, liebe Joanna. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst für dieses Interview. Du stellst aktuell noch bis zum 17.3.2024 in der Wassermühle Sudweyhe aus. Deine Bilder und Skulpturen haben bei mir einen großen Eindruck hinterlassen, als ich mir deine Ausstellung angeschaut habe.
Der Fokus in deiner Kunst liegt ja eher auf der Tierwelt: Pferde, Esel, Fische und auch die Natur werden von dir realistisch abgebildet. Wie kamst Du zur Kunst? Gab es ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag dafür gegeben hat, um die künstlerische Laufbahn einzuschlagen?
Nein es gab kein Ereignis, ich bin so geboren worden. Das Bedürfnis zu malen und zu zeichnen war immer bei mir.
Du malst nicht nur und sondern schnitzt auch aus Holz Objekte bzw. Skulpturen. Was treibt dich dabei an?
Ich liebe die Arbeit mit dem Holz. Das ist etwas Faszinierendes. Diese Wärme des Holzes zum Ausdruck zu bringen. Diese Suche nach der Form mit der Demut im Herzen. Holz ist Naturprodukt, du kannst es dir nicht einfach unterwerfen und 100 prozentig so gestalten wie du es willst. Mit vollem Respekt ist man auf der Suche nach dem Ergebnis, man schließt Kompromisse, man akzeptiert.
Hast Du künstlerische Vorbilder? Wenn ja, welche?
Mein Vorbild und Lieblingsmaler ist Marc Chagall. Seine Welt ist so farbenfroh und fabelhaft. Mit den fliegenden Menschen und Pferden. So einfach und so voller Optimismus. Mit den kräftigen Farben so unperfekt aber gleichzeitig wunderschön.
Wieviel Zeit widmest Du der Kunst in Deinem Leben?
Das kann ich nicht so pauschal sagen. Das ist sehr unterschiedlich. Kunst und kreativ zu sein, das ist ein Bedürfnis. Manchmal kumuliert es sich in mir, dann muss das raus. Ich muss malen, zeichnen, schnitzen. Weil das dann in dem Moment gut tut, ich brauche das für mein inneres Gleichgewicht. Aber um kreativ zu sein brauche ich innere Ruhe, ich kann nicht aus dem Chaos heraus etwas Gutes erschaffen.
Entstehen Deine Werke spontan oder wie gehst Du an Deine Werke heran?
Das ist unterschiedlich. Manchmal trage ich ganz lange meine Inspiration in mir und finde keinen Mut oder bin noch nicht bereit, nicht reif genug -mich vor der Staffelei zu positionieren. Viel Demut begleitet mit, viel ich häufig Zweifel habe ob ich das wirklich schaffe. Ob ich in der Lage bin das zu bewältigen, was ich ausdrücken möchte. Die weiße Leinwand macht mir (manchmal) Angst. Und dann kommt DER Moment und alles passiert sehr schnell und reibungslos.
Und manchmal es ist umgekehrt. Ich habe Mut, bin sicher und entschlossen und wenn es zu der Umsetzung kommen soll komme ich selbst nicht weiter.
Hast Du ein Anliegen das Du mit Deiner Kunst verfolgst?
Ja und Nein. Ich mache das nicht für Geld, um reich zu werden. Ich mache es um mich selbst glücklich zu machen und um mich selbst zu versehen, mich zu definieren.
Ich mache es um andere Menschen glücklich zu machen, um Gefühle zu erwecken, um zu inspirieren.
Ich habe eine Begabung von Gott bekommen und darin liegt eine Verantwortung. Das bedeutet ständig auf der Suche zu bleiben, nach dem perfekten Bild zu streben, das weiterzugeben und zu teilen. Das Teilen bedeutet eine Bereicherung für mich. Wenn die Resonanz positiv ist, das ist eine Bestätigung, dass ich alles richtig gemacht habe. Und so eine Bestätigung braucht jeder Mensch, egal was er macht.
Rainer Maria Rilke sagte: „Kunst hervorzubringen ist ein schlichtester und härtester Beruf, aber zugleich ein Schicksal, und, als solches, größer als jeder von uns, gewaltiger und bis jetzt unermessbar.“ Das trifft es gut für mich.
Was inspiriert dich, bzw. wie bilden sich deine Ideen für Werke aus?
Mein Alltag und meine Vergangenheit, meine Kindheit. Ich bin in Danzig geboren, habe aber meine Kindheit in tiefer Verbundenheit und im Einklang mit der Natur verbracht. Die Pracht, Kraft und Schönheit der Natur konnte ich mit allen Sinnen erleben. Das prägt mich bis heute und ich glaube für immer. Aber auch mein Alltag mit meinen Eselchen, das ist meine Welt aus der ich täglich Inspirationen schöpfe und in der ich glücklich bin.
Wie sehen deine Arbeitsmethoden aus?
Bleistift, Aquarell, Graphit, Öl und Holz.
Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du bekommen hast?
Ich glaube, das kostbarste sind immer die Tränen in den Augen der BetrachterInnen/ BesucherInnen. Weil das nicht gelogen ist. Das bewegt und das ist echt. Das ist die beste Belohnung und Bestätigung für mich als Künstlerin.
Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, das dich besonders beeindruckt hat?
Immer wieder auf’s Neue: die Skulpturen von Michelangelo.
Was tust du, wenn du Inspiration für deine Werke brauchst?
Ich tauche in meinem Alltag in die Natur, ich strebe nach Ruhe. Ich versuche mich selbst auf’s Neue zu finden und zu definieren. Ein bisschen zu sortieren, reinhören.
Eine Frage, die Dich gerade bewegt?
Vergänglichkeit und wie kann ich die festhalten?
Es gibt die These, dass es auf jedem Gebiet der Kunst einen Raum für Entdeckungskraft gibt. Ob auch auf dem schon so exportierten, wie Darstellende Kunst möglich ist?
Was ist Kunst für dich?
Eine Brücke zu mir zu dem anderen Mensch, meine Stimme, Freiheit
Woran arbeitest du im Augenblick?
Illustrationen für ein Kinderbuch. Ca. 35 Bilder in Aquarell. Holzskulpturen.
Von welchem Projekt träumst du?
Ich liebe Serien. Mein Traum ist mal die ganze Reihe von den berühmten Pferden zu malen oder zeichnen zu dürfen Und die Bilder in direktem Vergleich mit den Modellen zu zeigen. Das können Zuchtstuten sein oder Hengste aus einem Gestüt. Sozusagen eine Ausstellung im Stall.
Danke dir, Joanna, für die Zeit, die du dir genommen hast.
Joanna’s Ausstellung „Ein Ritt durch die Natur“ ist noch bis zum 17. März 2024 jeweils Sonntags in der Wassermühle Sudweyhe zu sehen.
Weitere Informationen zur Künstlerin auf ihrer Website: Joannas-Pferde
Instagramprofil:
Zeitungsartikel zur aktuellen Ausstellung: Kreiszeitung Weyhe | Weser Kurier