Wenn Bilder ihren eigenen Willen zeigen

Vom Herbst inspiriert und dessen herrlichen Rot- und Gelbtönen, sollte ein neues Werk entstehen.

Begonnen hatte ich es, als die Fotokünstlerin Hannelore Schneidereit mir einen Atelierbesuch Ende Oktober abstattete.

Allerdings veränderte es sich nach und nach, und meine ursprüngliche Sehnsucht ein Herbstbild zu malen ergab sich so nicht (mehr). Vielmehr wurde ich in eine andere Richtung gelenkt. Das Bild heißt nun „Übergang“ und vielleicht entdeckt ihr auch wieso 😉 Das schließt den Herbst gewiss nicht aus…ist jedoch subtiler im Erkennen. Und während ich diesen finalen Prozess einging, das Bild so zu belassen wie man es hier nun sieht musste ich an ein Gedicht von Giannina Wedde denken:

Ich darf

Ich darf loslassen.

Wie der Baum, der seine Röte ablegt

und seine kühlen, feuchten Wurzeln

in die Verschwiegenheit der Erde taucht.

Ich darf ruhen.

Wie der Mond am Saum der Nacht,

der sich silbern auf stille Gräser bettet

zum Atemholen unter der fliehenden Hand der Zeit.

Ich darf sein.

Wie der Nebel auf den Wassern.

Wie der Raureif am Festergeviert.

Wandernd unter geduldigen Träumen.


„Übergang“ | 80x100xm | 12/2022 | Steinmehl, Pigmente, Öl und Schellack auf Leinwand

Die kräftigen Orange- und Rottöne sind teils als Durchbrüche auf dem Bild zu erkennen, vor allem wenn man direkt davor steht. Es zog mich jedoch zu einem dunkleren Dioxidviolett hin. Es ist immer wieder spannend wie man von einer eigenen ursprünglichen Idee oder einem Wunsch weggezogen wird und das Bild einen eigenen Willen zu erschaffen scheint. Viele Wochen arbeitete ich immer wieder an diesem Bild, das sich für mich einfach nie wirklich stimmig anfühlte. Bis jetzt.

In der Diashow seht ihr die unterschiedlichen Entstehungsprozesse.

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