Von verwunschenen Wäldern, Zauberbäumen, Trollen und mystischen Momenten: Ein Besuch auf Öland

Wenn man wie ich in Kosta residiert, dann ist es ein guter Ausgangspunkt, um von dort aus auch ans Meer zu fahren. Ãœber Kalmar kommt man auf die Ölandsbron (Ölandsbrücke).  Das ist von mir aus so etwas eine Stunde Fahrt. Diese Brücke ist um die 6km lang und man bekommt einen Eindruck der Ostsee, Öland selbst soll ja die sonnenreichste Ecke Schwedens überhaupt sein und auch an diesem Tag ist mir die Sonne hold und wenngleich der Wind kühl bläst, ist es doch ein Kaiserwetter.

Auf Öland angekommen vernachlässige ich die üblichen Touristenlocations wie das Königs-Sommer-Schloss Solliden und fahre weiter Richtung Borgholm und darüber hinaus, immer weiter rauf bis nach Gullehamm und dem kleinen Touristenort Äleklinta, in dem man angeblich gut Fisch essen können soll, den ich aber auch einfach mal ignoriere. Stattdessen führt es mich direkt auf einen Geheimweg, von dem man mir eingebläut hat, dass ich ihn in keinem Fall verlassen solle. Also wird die Rumpelschottersandpiste zu einem ausgewachsenen Abenteuer und hinter mir weht die Fahne des Verderbens in Form von hellen aber undurchsichtigen Staubwolken. „Auf geht’s“, scheint diese Fahne sagen zu wollen und genauso fühle ich mich, wie eine Abenteurerin, dem nächsten Abenteuer, der nächsten spannenden Entdeckung entgegenstrebend. Ich rumpel den Weg entlang, immer weiter, durch Steinbrüche und unbeirrt weiter Richtung Sandvik. Hin und wieder halte ich an, um die stürmische See auf mich wirken zu lassen, um hinunter zu den Steinstränden zu wandern und hier nach fossilen Steinen zu suchen, denn die soll man hier in rauen Mengen finden können. Ich kann dazu wenig sagen, außer dass ich sicherlich so gut wie jeden Stein an den Stränden umgedreht habe und die Bilanz waren dann schon eine Handvoll Steine, die Einschlüsse enthielten, kleine Schätze für mich, denn ich liebe Steine. (Die, die mich kennen wissen das nur zu gut. ;-))

An manchen Stellen haben Menschen unendlich viele Steine übereinandergeschichtet und regelrechte Steinoasen erschaffen, die einfach bizarr wirken.

Ich fahre immer weiter, halte hier und da und mein nächster Stopp soll Byrum sein, denn dort soll es interessante Felsformationen geben, die direkt am Wasser stehen, Zeichen dessen, wie die Jahrtausende die Felsen ausgespült haben. Erst fahre ich vorbei und wundere mich noch, wieso ich da auf einem Parkplatz etliche Autos stehen sehe, aber nachdem ich vorbeigerauscht bin, wird mir klar wieso. Kein Schild weist auf die Felsen hin, man muss sie per Glück finden und da es mir ja hold ist, habe ich natürlich auch die Felsen am Ende doch noch gesehen. Richtig  toll sehen sie aus und wenn man bedenkt, wie lange sie schon Wind und Wetter, Wasser und Sand ausgesetzt sind, dann wird es umso spannender, wie diese Felsen sich formiert haben.Der Wind spielt mit ihnen und an manchen Stellen hört man die Felsen regelrecht „singen“.

Nach einer kurzen Pause dort geht es weiter und ich fahre Richtung Böda und von dort hinauf nach Nabbelund zum Trollskagen. Das müsse ich sehen, sagte man mir und ich ende auf einem grossen menschenleeren Parkplatz, tausche meine Turnschuhe gegen meine Wanderschuhe, ziehe mir die Jacke zu bis unters Kinn, schultere meinen Rucksack, zücke meine Kamera und wandere los. 3 Routen gibt es, die man abwandern kann, mit unterschiedlichen Längen. Ich wähle die längste, die ca. 2 Stunden andauert und werde sofort von dem Wald verschluckt.

Es ist still, man hört nur das Meer wild rauschen, da der Wind über es hinwegtost, Schaumkronen konnte man auf der Fahrt hierher sehen, im Moment kann ich hier nur das Rauschen hören, kein Meer sehen, ich wandere die rote Route weiter und stosse dabei auf alte Hünengräber, auf Mauern, die zur Jagd dienten damals, ein paar Rehe kreuzen aufgeregt meinen Weg, ein Kuckuck verfolgt mich mit seinem Schrei und scheint mich zu verhöhnen, weil ich mühselig über Wurzeln und Steine hinwegklettern muss. Die Bäume sind alt, die ältesten wohl ca. 300 Jahre. Viele von ihnen sind mit dicken Efeuranken umschlungen und haben eine Symbiose gebildet.

Das Licht scheint teils so mystisch durch die Äste hindurch und erhellt bemooste Felsen und zaubert so ein besonderes Flair, ich bleibe oftmals stehen, nur um diesen Moment zu geniessen, während der Kuckuck weiterhin seinen Ruf erschallen lässt.

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Ich komme irgendwann am Meer an und durch die Lichtungen hindurch erkenne ich ein Schiffswrack, das Mitte der 1920er Jahre dort aufgelaufen war, die sieben Insassen konnten sich mühselig an Land retten und seitdem liegt das Wrack dort.

Der Wind zerrt sehr an meiner Kleidung und an meinen Haaren, und ist so kalt, dass mir beinahe die Hände abfrieren, jedenfalls fühlt es sich so an 😉 Aber genauso zerrt er an den Bäumen, die karg wirken dort und total verdreht und verwachsen sind. Mein Foto-Assistent, Co-Wanderer und Ehemann ist freundlicherweise diesen Weg mit mir gegangen in seiner zu leichten Bekleidung und hat verkannt, wie rauh das Klima doch hier ist.

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Irgendwann trete ich wieder in den Wald und folge dem Pfad weiter bis zu einer 900 Jahre alten Eiche, Trolleiche wird sie genannt, weil sie obskur geformt ist, aber sie ist wunderschön. Ein schönes, verwunschenes Wesen, das viele Zeiten überdauert und viel gesehen hat. Ich bin fasziniert.Vor allem, ich bin hier ganz allein, es ist so still, nur die Natur, das Meer und dieser Baum. Ich bleibe dort eine Weile und lasse den Platz auf mich wirken.

Dann wandere ich weiter, denn es soll nun zurückgehen zur anderen Seite hin, wo es kein wildes Meer gibt, sondern die See ruhig liegt und es satte Wiesen gibt und die Vegetation merklich harmonischer wirkt. Im Hintergrund sieht man  den Langen Erik (Lange Erik), den weißen Leuchtturm. Irgendwann dann sehe ich den Parkplatz und freue mich auch wieder, dass ich angekommen bin, dass ich die Route geschafft habe und dieses tolle Erlebnis haben konnte.

Lohnenswert. Wirklich. Und sicherlich nur eine Etappe, die man für sich erleben kann. Öland ist gross: 140km lang und ca. 13km breit. Man kann hier viel sehen und erkunden, aber diese Route mit Start bei Borgholm allein hat mich über 6 Stunden gekostet. Und erschöpft, aber sehr glücklich fahre ich zurück nach Kosta. Ein bisschen Mystik habe ich mitgenommen und den Zauber von Wäldern am Meer und den Sagen von Trollen ….

 

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