Montagsgedicht: Ana Pepelnik

Ein Wintermorgen bricht an | 2021 | Manuela Mordhorst

plötzlich schnee

Heute geht mir die Welt auf die Nerven.
Die Menschen sind zugezogen
wie Knospen am Kirschbaum.

Wenn ich schreibe dass ich allein bin
denke ich das auch. Mit Musik zwischen den Fingern
bin ich das Bild eines schlechten Gedichts.

Dann ist die Welt auf einmal wieder
in Ordnung. Der Matsch ist über Nacht
verschwunden und die Spatzen frühstücken.

Ich bekäme gerne wieder eine Karte
mit drei Zeilen darüber
wie es den Menschen anderswo geht.

(Ana Pepelnik, geb. 14.11.1979 Ljubljana, Slowenien)

Übersetzung von Ann Catrin Apstein-Müller

nenadoma sneg

Danes mi gre svet na živce.
Ljudje so zategnjeni
kot popki na ?ešnji.
 
?e zapišem da sem sama
to tudi mislim. Z glasbo
med prsti ponazarjam slabo pesem.

Potem je svet kar naenkrat spet
v redu. Plundro je pobralo
?ez no? in vrabci so pri zajtrku.

Rada bi spet dobila kartico
s tremi vrsticami o tem
kako je kaj z ljudmi v drugih mestih.

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