Ausstellungsdauer: 19.10. – 16.11.2025 Villa Sponte Bremen

Künstlerinnen: Kirsten Brünjes, Annemarie Strümpfler, Svenja Sisypha Wetzenstein
Die Ausstellung BEYOND SURFACE vereint künstlerische Positionen, die unter die Oberfläche blicken – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Die gezeigten Werke erzählen von Verletzlichkeit, Erinnerung, Transzendenz und der Konfrontation mit existenziellen Grenzerfahrungen. Drei künstlerische Handschriften treten in einen vielschichtigen Dialog, der den Raum öffnet für das Verborgene, das Uneindeutige und das Unheimliche hinter dem Sichtbaren.
BEYOND SURFACE versammelt künstlerische Arbeiten, die sich gegen das bloße Sehen richten. Es sind Werke, die in die Tiefe gehen – in Erinnerungen, in Träume, in kollektive Wunden und persönliche Zwiespälte. In ihrer Unterschiedlichkeit berühren sie das, was uns Menschen verbindet: das Wissen um unsere Endlichkeit, unser Bedürfnis nach Nähe, unsere Fähigkeit zur Transformation. Indem sie das Oberflächliche durchbrechen, fordern sie uns auf, genauer hinzusehen – und hinzuhören.

Kirsten Brünjes lebt und arbeitet in Bremen. In ihrem künstlerischen Schaffen steht die Auseinandersetzung mit Identität, Ausdruck und den Übergängen zwischen Menschlichem und Tierischem im Zentrum. Seit vielen Jahren entwickelt sie ein eigenständiges skulpturales Werk, das in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt wird.
Ihre Figuren – aus Porzellan, Steinzeug oder kombiniert mit Stoff, Garn und anderen Materialien – bewegen sich im Grenzbereich zwischen Realität und Imagination. Wesen unbestimmbaren Alters, mal zerbrechlich, mal kraftvoll, oft schwer einzuordnen.
Ihre Körperhaltungen, Gesichter und Bekleidungsdetails verleihen ihnen eine Sprache, die nicht gesprochen wird, sondern durch Haltung und Ausdruck vermittelt wird. Brünjes erschafft so Charaktere, die den Betrachtenden direkt gegenübertreten – sie werden angeschaut, aber sie blicken auch zurück. Ein zentrales Thema ihrer Arbeit ist das Hybridwesen: Mischformen aus Menschlichem und Tierischem, die zugleich fremd und vertraut wirken. Sie verdeutlichen Verletzlichkeit und Stärke, Maskerade und Schutz, aber auch das Spiel mit anderen Rollen. So entstehen Figuren, die mehr sind als Abbilder – sie eröffnen Möglichkeitsräume und fordern unsere Empathie heraus. Der Arbeitsprozess der Künstlerin ist langwierig und präzise. Aus einem ersten Impuls heraus modelliert sie ihre Skulpturen, schleift und korrigiert sie bis ins kleinste Detail, bevor Glasuren und Farben ihre endgültige Gestalt bestimmen. Besonders die Augen sind für Brünjes entscheidend: Sie verleihen den Figuren ihr inneres Leben.
In der Ausstellung treten ihre Werke in einen Dialog mit dem Raum und den Besuchenden. Mit zarter Sensibilität und zugleich eigensinniger Kraft geben die Skulpturen Einblicke in das Vielschichtige, Fragile und Abgründige menschlicher Existenz – sie sind Spiegel und Gegenüber zugleich.

Annemarie Strümpfler  lebt und arbeitet in Bremen. In ihrem künstlerischen Schaffen beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit Zeichnung, Materialität und gesellschaftlich-menschlichen Fragestellungen. Im Mittelpunkt ihrer ausgestellten Arbeiten steht das Medium Graphit, das Annemarie Strümpfler in unterschiedlichsten Formen erforscht und als Ausdrucksmittel zwischen Fläche, Linie und Raum einsetzt. Seit geraumer Zeit widmet sich die Künstlerin intensiv diesem Werkstoff – in Form von Pulver, Blöcken, Stiften oder in flüssiger Konsistenz auf verschiedensten Untergründen.
Ihre Hände sind dabei die zentralen Werkzeuge, mit denen sie die Vielschichtigkeit dieses Halbmetalls sichtbar macht: von kraftvollen Hell-Dunkel-Kontrasten bis hin zu feinsten Nuancen.
Graphit zeigt sich dabei nicht nur als Material der Zeichnung, sondern auch als Element mit physikalischen Eigenschaften – es absorbiert und reflektiert Licht, leitet Elektrizität und Wärme.
In einer der ausgestellten Arbeiten verweist Strümpfler auch auf diese technischen Aspekte.
Für die Künstlerin ist Graphit zugleich Medium der Linie – lebendig, weich, hart, grenzziehend, flächenbildend, Licht und Schatten hervorbringend. Es begleitet sie von alltäglichen Skizzen und Notizen bis hin zu großformatigen Arbeiten im Raum.
Darüber hinaus versteht sie Graphit in seiner mineralischen Herkunft als Symbol für die Geschichte der Erde und die Entwicklung menschlicher Kultur – mit all ihren Widersprüchlichkeiten im Umgang mit Natur und Umwelt.
Der Blick auf die Wertigkeit von Graphit, seine essentielle Kraft, sein dynamisches Potential und seine Ambivalenz zwischen Natur und Technik ist das zentrale Anliegen von Annemarie Strümpfler. In ihren Arbeiten öffnet sie ein Spannungsfeld zwischen zarter Linie, Fläche und Raum-Objekt – immer auch verbunden mit Fragen an unsere Gesellschaft.

Svenja Sisypha Wetzenstein lebt und arbeitet als Malerin in Niedersachsen. In ihrer künstlerischen Arbeit setzt sie sich mit den Themen Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Zeit auseinander – Motive, die sie in alltäglichen, oft unscheinbaren Momenten aufspürt und durch ihre Malweise zu verdichteten Bildräumen transformiert.
Ihre Malerei entsteht stets auf der Grundlage eigener Fotografien. Doch die Künstlerin überträgt die Vorlagen nicht eins zu eins, sondern wählt Bildausschnitte, die sie mit der Maserung des Holzes – ihrem bevorzugten Malgrund – in Beziehung setzt. So verzahnen sich fotografisches Motiv und organische Struktur, Kontrolle und Zufall. Oft entstehen so Werke, in denen das Gemalte und das Ungemalte, das Sichtbare und das Verborgene gleichwertig nebeneinanderstehen. Wetzenstein arbeitet langsam und mit äußerster Präzision. Im Dunkeln projiziert sie ihre Fotos auf die Holzplatten und trägt in feinen, disziplinierten Pinselstrichen Schicht um Schicht Farbe auf. Ihre Malerei hält so die Spannung zwischen flüchtigem Moment und langwierigem Prozess: ein kurzer Augenblick, festgehalten auf einem Foto, verwandelt sich in ein Bild, das über Wochen oder Monate entsteht und so die Dimension von Zeit neu erfahrbar macht. Thematisch berühren ihre Arbeiten oft das kleine Drama des Alltags – Szenen von Verletzlichkeit, Zufall oder innerer Erschütterung. Dabei geht es nie um „geliehenes Drama“ oder Sensationsbilder, sondern um Erfahrungen aus dem eigenen Leben, die zugleich eine allgemeingültige Dimension entfalten. Ihre Malweise knüpft an kunsthistorische Traditionen an, verweist mitunter auf impressionistische Ansätze oder christliche Ikonographie, ohne sich in ihnen zu verlieren.
In der Ausstellung begegnen die Bilder von Svenja Sisypha Wetzenstein den Betrachtenden mit stiller Eindringlichkeit. Sie öffnen Räume für die Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Erinnerung – und zeigen, dass Malerei nicht nur festhält, sondern auch verwandelt, vertieft und tröstet.
Weitere Informationen zur Ausstellung: AKTUELLE AUSSTELLUNG | Villa Sponte Zeitkultur e.V.
Villa Sponte Zeitkultur e.V.
Osterdeich 59B
28203 Bremen
Öffnungszeiten: Di., Sa. und So. von 15 – 18 Uhr 
und nach Vereinbarung
 
		