Montagsgedicht: Esther Kinsky

Hidden | Manuela Mordhorst | 2025 | Papierarbeit – Objekt

Insel
Und dann erst küste klüftig.
Im nacken noch die wegrands
ersammelten wörter: bracken lichen
die starre von fichtenföhren brauner farn
die hellen flechten gelblich auf granit
lebendiges im schlaf und hier erst dieser wind
der alles zu boden beugt
etwa den hagedorn
ruft einer in den ton gebückt
der von nordwesten kommt
wo grau pulsiert
ein lichtorgan dünne schatten
zuteilt und verweist dort wo das grün liegt
ruft der eine wieder das ist schein
und drüben inseln dieses land
in stücken das mal fortwill mal zurück
und sich als trümmer gibt und ungewiss
der eigenen vergangenheit
danach setzt regen ein.

(Esther Kinsky, geb. 1956)

1 Comment

  1. This poem by Esther Kinsky — “Insel” — is a hauntingly beautiful meditation on landscape, memory, and perception.

    Your inclusion of it alongside Manuela Mordhorst’s “Hidden” suggests a sensitive reading of how visual and verbal art can echo one another — both delving into what lies beneath the visible, in the subtle tension between presence and absence.

    Kinsky’s language feels almost geological — the texture of her words mirrors the ruggedness of the “küste klüftig,” the fractured coast. Her attention to detail — bracken, lichen, fichtenföhren, granit — transforms the natural world into an archive of memory. Each word feels collected from the earth itself, like fossils of experience.

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