Willkommen lieber Dirk, ich freue mich, dass du an meinem Artist Talk teilnimmst. Wir haben uns ja über meinen Artblog kennengelernt. Nun möchten die Leser:innen und ich gerne mehr über dich und deine Kunst erfahren.

Manuela: Kannst du dich bitte vorstellen? Erzähle doch ein bisschen wie du zur Kunst und zum Zeichnen gekommen bist. Gab es z.B. ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag dafür gegeben hat, um die künstlerische Laufbahn neben dem Beruf des Einrahmungsberaters einzuschlagen?
Dirk: Ich bin Dirk, 53 Jahre alt und wohnhaft in Hannover. Meine Leidenschaft für das Zeichnen fing schon sehr früh an, und meine Eltern bekamen das auch früh zu spüren, weil ich deren Tapeten gerne vollgemalt hatte. Ich kann also tatsächlich sagen, wie so viele andere Künstler auch, begann meine Leidenschaft schon in meiner frühen Kindheit. Nach den Tapeten kamen dann zunächst große, weiße Spanplatten, die ich bemalt hatte, und erst später dann eben Papier.
In meiner Schulzeit wurde ich sozusagen durch meinen Kunstlehrer „entdeckt“, der etwas in mir gesehen hatte, und mich dann für den Rest der Schulzeit gefördert hat. Er besorgte mir auch meine erste Einzelausstellung (auch wenn es nur 4 Bilder waren) in einer Galerie. Damals war ich 16, als ich die Möglichkeit hatte, vier Aquarelle von mir offiziell auszustellen. Ich bin meinem Kunstlehrer auf ewig dankbar, dass er mich so gefördert hatte.
Nach der Schule wollte ich Kunst oder Design studieren, durfte dies aber nicht, denn meine Eltern waren der Meinung „mach lieber was Handfestes“. Also ging mein Weg erstmal über die Bundeswehr, wo ich knapp 6 Jahre war, und in der ich nichts Künstlerisches gemacht hatte. Erst als ich aus gesundheitlichen Gründen die Bundeswehr verlassen hatte, wollte ich wieder zurück in den künstlerischen Bereich. Es war dann ein Architekturstudium, weil ich kreativ sein wollte, und auch die Eltern beruhigen wollte, indem ich etwas Technisches studiere. In diesem Studium „triggerten“ dann diverse Zeichenkurse wieder meine Leidenschaft für das Zeichnen Und ab da entwickelte sich dann neben meinem Hauptberuf ein Hobby und eine Freizeitgestaltung zu etwas mehr als eben das.
Manuela: Was ist deine eigene Kunst für dich?
Dirk: Kunst ist für mich Ruhe, Schönheit, „abschalten“… fast so wie Meditation. Kunst trägt Emotionen weiter, die entweder ich selber beim künstlerischen Schaffen in die Werke mit einarbeite oder eben auch beim Betrachten oder Hören von Kunst Anderer. Kunst bereichert das Leben um einen herum, und das nicht nur die visuelle Kunst, sondern eben auch Musik.

Manuela: Wie hast du dein künstlerisches Handwerk gelernt? Auf welchen Themenbereich hast du dich spezialisiert? Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Mit welchen Techniken arbeitest du?
Dirk: Während des Studiums habe ich diverse Zeichenkurse besucht, vom technischen Zeichnen, über „urban sketching“ bis hin zu Aktzeichenkurse. Diese Kurse haben mir vieles beigebracht, auch über verschiedenste Materialien. Ich habe Acryl, Pastell, Buntstifte, Wachsmalstifte, Bleistifte… eigentlich alles außer Ölfarben, ausprobiert.
In diesen Zeichenkursen wurde, neben dem Aktzeichenkurs, hauptsächlich technische und materielle Dinge gezeichnet, aber so lernte ich Perspektiven und Schattierungen. Zuhause lebte ich meine Leidenschaft für Pinups und Comics aus, und ich lernte viel von ausländischen Künstlern, von denen ich viele angeschrieben hatte, wie und mit welchem Material sie zeichnen würden. Alle halfen auch gerne, und so sog ich Techniken aus den Kursen und den privaten Anfragen auf, und lernte extrem viel über eben die Techniken und Materialen. Mein Kunstprofessor meinte nur irgendwann, dass es zwar gut sei, so viel auszuprobieren und dabei zu lernen, ich solle mich aber auf eines spezialisieren. Er sagte „mach lieber eines perfekt, als vieles nur gut“, und das war für mich der Ausschlag, mich auf den Bleistift zu konzentrieren. Denn das hatte ich ja schon seit der Kindheit gemacht, und die Liebe zum Bleistift ging nie wirklich verloren. Ich habe mich also fast ausschließlich auf Bleistift-Kreationen konzentriert.
In der Zeit zeichnete ich hauptsächlich dann noch Menschen… moderne Pinups, weil ich eben von der amerikanischen Pinup-Kultur der 30der und 40er fasziniert war und auch immer noch bin.
Manuela: Menschen/ Portraits sind dein Marken- bzw. wiedererkennbares Zeichen und immer wiederkehrende Charaktere. Warum gerade Menschen?
Dirk: An direkte Portraitzeichnungen habe ich damals noch nicht wirklich gedacht, denn ich hatte immer großen Respekt vor einem Gesicht. Wenn ein Gesicht ein Teil einer Gesamtzeichnung ist, und das dann eben nur ein kleiner Teil des Gesamten ist, kann man da noch Fehler verzeihen. Wenn ich aber in einem reinen Portrait irgendwo einen Fehler mache, sieht man diesen sofort. Meine Liebe für Portraits hat aber auch den Ursprung in meiner Faszination eben für Pinus der 30er und 40er und auch Film- und TV-Liebe der 50er und 60er. Die Schauspieler in der Zeit haben für mich eine unverwechselbare Eleganz und Schönheit, und deshalb zeichne ich sie bis heute. Aber eben die Sorge vor Fehlern hat mich damals zu einer Methode gebracht, die ich eher „minimalistisch“ nenne. In dieser Art und Weise, habe ich versucht, so viel wie möglich zu eliminieren, bei denen man Fehler begehen kann, und so habe ich Portraits angefangen, bei denen ich mich auf nur Augen, Nasenlöcher und Mund konzentriert habe… ggf. mal einen Haaransatz oder eine leichte Schattierung. Aber so habe ich mehr als die Hälfte des Gesichts weggelassen, und beim Betrachten hat man sich dann den Rest einfach „gedacht“. So entstanden die ersten Portraits an, und ich habe meine Angst vor Gesichtern komplett verloren, dass ich ab da an eigentlich fast nur noch Portraits gezeichnet hatte. Mittlerweile liebe ich es, auch Portraits nicht nur minimalistisch zu zeichnen, sondern eben auch „voll ausgezeichnet“. Was mich daran so fasziniert? Ein Gesicht kann so viele Geschichten erzählen, und auch Emotionen erwecken. Jede kleine Veränderung ändert eben auch die Aussage und erweckt andere Gefühle im Betrachter. Und ich liebe es einfach, die vielfältige Schönheit der Menschen auf’s Papier zu bringen.

Manuela: Allerdings beschäftigst du dich auch mit Pinup Zeichnung, Fantasyzeichnung und Logodesign. Ein breites Feld. Berichte doch ein wenig.
Dirk: Logodesign habe ich tatsächlich früher mal gemacht, als ich Mediendesign gelernt hatte. Aber mittlerweile mache ich das schon nicht mehr, ich habe da sogar verlernt, wie man mit den entsprechenden Programmen umgeht. Bleibt also für mich weiterhin die traditionelle Arbeit mit Bleistift und Papier.

Manuela: Deine Zeichnungen beispielsweise von Menschen, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie du sie fertigst, entstehen diese frei im Kopf oder benutzt du fotografische Vorlagen für die Realisierung?
Dirk: Für die Zeichnungen nutze ich fotografische Vorlagen. Entweder habe ich diese selber fotografiert, um einen möglichen Rechtsstreit aus dem Wege zu gehen, oder ich nutze Fotos, deren freie Nutzung möglich ist. Das ist bei Personen des öffentlichen Lebens meistens einfacher als bei Privatpersonen… oder eben bei verstorbenen Persönlichkeiten, bzw. Fotos, bei denen schon mehrere Jahrzehnte die Nutzungsrechte abgelaufen sind.
Manuela: Wie arbeitest Du? Kannst Du uns etwas über den Entstehungsprozess deiner Arbeit erzählen?
Dirk: Bevor ich mit einer Zeichnung anfange, die ich erstmal in meinem Kopf habe, gehe ich selbst auf Recherche, um Referenzen zu finden. Ich habe früher bei Fotografen um Erlaubnis zur Nutzung der Fotos gefragt, und eigentlich nie eine Absage erteilt bekommen. Ein einziges Mal bekam ich eine Absage, aber anscheinen war ich dem Fotografen nicht gut genug, oder er hatte nicht verstanden, was ich damit wollte. Egal, die Rechtefrage ist immer wichtig. Ein bekannter Fotograf hat mir damals dann, nachdem ich mehrere seiner Bilder auch als Referenz genutzt hatte, geraten, die Vorlagen eigenhändig zu fotografieren, da fing ich dann mit der Fotografie an, und habe Shootings mit Modellen für Zeichnungsvorlagen arrangiert.
Bei einigen Zeichnungen kommen auch mehrere Vorlagen zu einem zusammen, da suche ich zum Beispiel ein Glas, ein Model, Tattoo-Vorlagen oder andere Dinge, und „bastel“ die im Grunde genommen in einem Bild zusammen. Das beigefügte Bild Martini Sunrise besteht zum Beispiel aus 5 Referenz Bildern: Das Gesicht des Models, die Beine, ein Martini Glas, ein Sektglas-Stil und Schuhe.

Nachdem ich dann Referenzen habe, sind die ersten Schritte auf dem Papier eigentlich immer nur ein paar lose Striche um die Proportionen hinzubekommen, sind diese dann für mich stimmig, habe ich ein paar kleine „outlines“ auf dem Papier und ich gehe über zum eigentlich auszeichnen, oder auf neudeutsch: rendern. Egal ob ich ein Portrait, einen Menschen, oder auch ein Tier zeichne, ich fange immer bei den Augen an. Augen sind für mich das wichtigste einer Zeichnung, und Augen verzeihen keine Fehler. Mache ich hier den geringsten Fehler, den ich nicht mehr korrigieren kann, wäre die komplette Zeichnung für mich etwas für die Mülltonne.

Es gab früher mal eine Zeichnung, bei denen ich nicht mit den Augen angefangen hatte: Ich war bis dahin sehr zufrieden mit dieser Zeichnung… aber die Augen habe ich nicht mehr hinbekommen, und mehrere Stunden Arbeit davor waren einfach für „die Tonne“. Ich konnte das Bild auch nicht mehr retten. Und manchmal bin ich auch so frustriert, dass ich das Bild zerreiße und wegschmeiße…

Fehler am Mund, an den Haaren, an den Ohren, oder sonst wie können verziehen werden, aber an den Augen nicht. Entweder sind die Augen leblos, oder schief, oder die Person hat einen Silberblick, den diese eigentlich nicht hätte, oder oder oder. Passen die Augen aber, wird auch der Rest passen.
Manuela: Was inspiriert dich, bzw. wie bilden sich deine Ideen für Werke aus?/ Wie entstehen deine Werke, wie gehst du an deine Kunst heran und mit welchen Materialien arbeitest du am liebsten?
Dirk: Bei meinen Schauspieler- und Musiker-Portraits suche ich eigentlich immer nach Vorlagen, die nicht so wirklich bekannt sind. Ich habe zum Beispiel mehrmals Marilyn Monroe gezeichnet, und eigentlich keines der Zeichnungen ist ein typisch bekanntes Bild von ihr, was man von irgendwoher kennt. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es sind Vorlagen, die sprechen mich dann sofort an. Und wenn dann noch die Rechte geklärt sind, was sie bei den „alten Schauspielern“ meistens sind, dann schau ich nur noch nach, ob ich das Bild auch noch in einer halbwegs vernünftigen Qualität finde. Dann drucke ich mir das Bild einmal ganz und einmal nur mit den Augen aus, und lege los.

Manuela: Erfährt man durch Kunst mehr von seinem Leben? Was denkst du?
Dirk: Oh, das ist eine schwierige Frage, obwohl man die bei mir schon recht deutlich beantworten kann: Wenn man meine Portraits sieht, dann weiß man sicherlich, oh, der Künstler (also ich) hat ein Fable für klassische Schauspieler. Und ob ich jetzt selbst durch Kunst von meinem Leben erfahre? Nein, aber ich sammle Eindrücke und Erfahrungen, die mir in anderen Situationen vielleicht auch mal weiterhelfen können. In seiner Kunst spiegelt sich dann sicherlich auch mal die eigene Stimmung wider, aber ich denke, dass das bei mir eher weniger der Fall ist. Im Bereich der abstrakten Kunst kann ich mir schon vorstellen, dass man seine Liebe, seine Trauer, seine Aggressionen in ein Bild transportieren kann, wenn ich aber im Bereich des eher realistischen Portraits solche Gefühle mit einarbeiten möchte, wäre das schwierig, da ich dann ja den Realismus verlassen würde. Anders ist es vielleicht bei der Vorlagenauswahl, die beruht sicherlich auch auf meiner derzeitigen Stimmungslage…
Manuela: Was hat deine Kreativität im Laufe der Jahre bereichert? Bist du im Laufe der Jahre besser geworden? Wie siehst du dein weiteres künstlerisches Schaffen, wohin geht die Reise?
Dirk: Mein Stil hat sich ja durch die Jahre auch entwickelt, und das habe ich anderen Künstlern auch zu verdanken. Ich schrieb ja, dass ich damals andere Künstler auch bezüglich ihrer Materialien und Techniken gefragt hatte, und alle (bis auf einer) haben da auch bereitwillig Auskunft gegeben. Einer hatte mir sogar eine Schritt für Schritt Anleitung erstellt und geschickt, die ich dann so nachgezeichnet hatte. Da habe ich über die Arbeitsweise eine Menge gelernt. Und von allen Informationen, die ich damals so bekommen habe, habe ich mir die besten selber angeeignet, und so entwickelte sich mein Stil. Selber probiere ich auch immer wieder neues aus, aber eben auch der Hinweis meines Professors hat mich weiter gebracht, bei dem ich mich dann auf den Bleistift konzentriert habe. Aber eben die Erfahrungen anderer Materialien bringen einen immer wieder weiter. Man braucht nur mal ein und dieselbe Zeichnung auf 10 verschiedenen Papieren anfertigen, und eventuell auch noch mit 10 verschiedenen Bleistiftherstellern, und man wird merken, dass jedes Material was man benutzt, komplett anders in der Verarbeitung ist und auch eine andere Wirkung erzielt.
Ob ich dadurch besser geworden bin, sollen lieber andere beurteilen, ich habe aber viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln können, die sich immer mehr in meinen Zeichnungen widerspiegeln. Und genau diese Erfahrungen sollen nicht aufhören: ich will weiter lernen, und mich auch weiterbilden. Es gibt Bereiche in meinen Zeichnungen, wo ich der Überzeugung bin, dass das anders oder einfacher gehen muss, ohne dass ich z.B. Krämpfe in den Händen bekomme (z.B. beim Zeichnen der Haare). Sicherlich werde ich auch wieder andere Motive zeichnen, aber meiner Liebe zu den klassischen Schönheiten werde ich immer treu bleiben.
Manuela: Gibt es Techniken oder Materialien, mit denen du gerne experimentieren wollen würdest?
Dirk: Das Schöne an meinem Hauptberuf ist, dass ich in einem Geschäft für Künstlermaterialien arbeite. Da kann ich immer wieder „Neues“ ausprobieren. Einmal für mich selber, um zu sehen, was man noch zusätzlich nutzen kann, aber natürlich auch, um Kunden zu beraten, wenn man die Dinge schon genutzt hat. Ich gebe mein Wissen immer gerne weiter, denn nur so habe ich ja auch gelernt: In dem ich vom Wissen der anderen profitiert habe.
Manuela: Wieviel Raum und Zeit nimmt Kunst in deinem Leben ein?
Dirk: Das ist recht verschieden: Es gibt Monate, wo ich gar nichts mache, weil ich eben nicht wirklich in der Stimmung bin. Für mich ist es wichtig, dass ich eben auch in Stimmung für eine Zeichnung bin, denn dann kann ich diese Stimmung auch in das Bild transportieren, und ich habe Spaß an der Arbeit. Arbeite ich unter Druck, oder in einer schlechten Stimmung, dann erkennt man das auch später in der Zeichnung… so meine ich jedenfalls. Wenn ich aber mal einen Flow habe, dann können auch viele Zeichnungen innerhalb kürzester Zeit entstehen.
Platz brauche ich selber nicht viel, ich habe einen alten Architektur-Zeichentisch, auf dem ich zeichne. Den kann ich mir auch im Winkel verstellen, so dass ich daran auch wie an einer Staffelei zeichnen kann. Der nimmt zwar aufgrund seiner Größe doch eine Menge Platz weg, aber ich möchte diesen nicht mehr missen.
Manuela: Was macht dir bei deiner Arbeit am meisten Spaß?
Dirk: Eigentlich sind das bei Portraits die Augen, denn man könnte sogar nur die Augen veröffentlichen, und wenn diese gut getroffen sind, könnte man sogar an denen schon erkennen, um wen es sich handelt. Aber abgesehen davon sind die Augen eines Portraits immer der Kerninhalt, und die Augen sagen und zeigen so viel. Darum macht es mir so viel Freude, Augen zu zeichne, sie haben so viel Aussagekraft.
Und wenn ich an meine Pinup-Zeichnungen denke, dann sind das meistens die Tattoos, die ich dann den Models noch hinzudichte, wenn sie selber keine Tattoos haben. Ich hatte mal ein Model, was sogar unbedingt welche haben wollte, und so sehen konnte, wie sie mit Tattoos auf den Armen aussehen würde.
An den Tattoos reizen mich eben die vielen kleinen Details… ich bin halt detailverliebt ?

Manuela: Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du bekommen hast?
Dirk: Als ich eine Auftragszeichnung übergeben habe, es war der verstorbene Vater des Kunden, brach die Mutter und Ehefrau des Verstorbenen in Tränen aus, und danach dann in Freude. Sie sagte, ich habe ihren Mann so gut getroffen, so lebendig, das sei eine tolle Erinnerung. Von der Reaktion war ich sehr gerührt, weil man ja auch immer bei Übergabe der fertigen Zeichnung etwas nervös ist, wie es eben ankommt. Eine solche Reaktion ist toll anzusehen, und freut mich umso mehr. Wenn jemand so auf meine Zeichnungen reagiert, dann erfüllt es mich auch immer mit Stolz und macht mich glücklich!
Manuela: Welche Ausstellungen und künstlerische Projekte haben dich in deinem Werdegang besonders geprägt?
Dirk: Natürlich die erste Ausstellung prägt einen immer, und das war bei mir ja eine in ganz jungen Jahren! Und später dann meine erste Einzelaustellung hier in Hannover. Nachdem ich in eigentlich allen Galerien abgelehnt wurde, um meine Zeichnungen zu präsentieren, gab es ein Geschäft mit Ausstellungsraum, der mir die Möglichkeit gab, meine Pinups und Streifen-Motive auszustellen. Die Bilder habe ich einen Tag vor Eröffnung gehängt, und vor der offiziellen Eröffnung war sogar schon ein Bild verkauft, da war ich auch extrem stolz… obwohl auch traurig, dass eines meiner Lieblingsmotive dann nicht mehr bei mir war. Aber die Kundin hatte mich nochmals angerufen, und sich bei mir bedankt für das tolle Bild. Sie hat mir auch ein Foto geschickt, wie es dann in Ihrem Wohnzimmer hing. Auch das war eine Reaktion, die mich bewegt hatte.

Manuela: Was hat dich zuletzt inspiriert?
Dirk: Das Internet ist ja im Grunde genommen Segen und Fluch zugleich, bei mir war es aber mal wieder ein Segen, weil ich eine Art der Zeichnung bei jemanden auf Youtube gesehen habe. Und die Art und Weise der Zeichnung hat mich inspiriert, etwas an meinen Zeichnungen zu ändern, bzw. zu erweitern. Noch bin ich dabei, herumzuexperimentieren, aber ich denke mit ein bisschen Übung werde ich das schon hinbekommen. Dann werde ich die Prozesse und Ergebnisse zeigen, aber eben erst, wenn ich selber damit zufrieden bin.
Manuela: Was ist Kunst für dich? In 3 Worten!
Dirk: Emotion, Ruhe, Lebenseinstellung
Manuela: Woran arbeitest du im Augenblick?
Dirk: An einer anderen Technik, bzw. eher einer Erweiterung meiner Technik, die ich meinen Zeichnungen hinzufügen möchte, bzw. wie ich meine jetzigen Zeichnungen noch etwas erweitern kann.
Manuela: Von welchem Projekt träumst du?
Dirk: Eine Kollaboration mit einem Künstler, den ich verehre. Das ist dann nicht nur ein einziger bestimmter, sondern ich habe da eine Liste. Es gibt so viele talentierte Künstler da draußen, und ich glaube, wenn man mit jemanden zusammenarbeitet, bringt einem das auch eine Menge. Ich habe vor einigen Jahren z.B. eine unfertige Zeichnung an eine Freundin geschickt, die sowas auch wollte. Und sie sollte die Zeichnung vollenden. Da unsere Stile relativ ähnlich waren und noch sind, erkennt man eigentlich nicht, wer was gezeichnet hat. Ich habe das Bild mal beigefügt, damit man suchen kann, wer welche Partien gezeichnet hat. Die Freundin hat dasselbe dann mit mir gemacht, und ich eine unfertige Zeichnung von ihr mir zukommen lassen. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, an einem Werk eines anderen zu handwerkeln, da benötigt man Vertrauen in sein eigenes Können. Man will die Zeichnung ja nicht verhunzen. Das ist dann Gefühl pur.

Manuela: Deine nächsten Projekte, Ausstellungen. Wo kann man dich in diesem Jahr noch sehen?
Dirk: Ich hatte gerade eine Kunstmesse in Cuxhaven, und das war dann für 2025 auch meine letzte Ausstellung. In 2026 sind dann mehrere Ausstellungen geplant, zum einen habe ich die Möglichkeit in Bochum in einer Kunstgalerie ausstellen zu können. Dort werde ich die Galeristen Mitte Juli persönlich kennenlernen, und mir die Räumlichkeiten anschauen. Wir besprechen dann auch, wann genau wir die Ausstellung über drei Monate starten. Weiterhin hat mir mein Arbeitgeber die Möglichkeit gegeben, eine vierwöchige Ausstellung in den Ausstellungsräumlichkeiten zu machen. Und ob ich mich dann für den ComicSalon Erlangen 2026 noch anmelde, muss ich mal schauen. Das ist immer eine tolle Comic- und Zeichner-Messe, aber ich bräuchte dafür auch einiges an neuem Material, mal schauen, was ich in diesem Jahr noch so hinbekomme.
Manuela: Wo kann man dich online finden? (Social Media usw. bitte direkt Links hinschreiben)
Dirk: https://www.dirkrichter.art
https://www.instagram.com/dirkrichter.art
https://www.youtube.com/@DirkRichterArt
https://www.facebook.com/profile.php?id=100063451339069
auf Facebook bin ich tatsächlich derzeit relativ selten, FB hat sich in meinen Augen stark gewandelt, und eigentlich nutze ich das nur noch, um Kontakte zu Freunden zu halten, oder mich in diversen Gruppen umzuschauen.
Manuela: Welche Frage habe ich dir nicht gestellt, die du hier gerne noch beantworten möchtest?
Dirk: Ja, ich gebe mein Wissen gerne weiter und helfe sehr gerne. Ich funke auch in sozialen Medien manchmal dazwischen, wenn in meinen Augen falsche Tipps gegeben werden. Zum Beispiel stört es mich extrem, wenn sogenannte Künstler anderen, die auf Hilfe von Erfahrenen bauen wollen, falsche Tipps bekommen, und so vielleicht irgendwann frustriert aufgeben, oder auf eine falsche Fährte geleitet werden. Ich kann da nur zum Beispiel das Thema „Haarspray“ und „Bilder fixieren“ ansprechen. Ich bin mittlerweile absoluter Verfechter gegen den Tipp, seine Bilder mit Haarspray zu fixieren, und mische mich da immer ein. Ich habe sogar mal vor einigen Jahren einen Zeichenkurs bei einem professionellen Zeichner gemacht, der dann den Tipp gegeben hat, die Bilder mit Haarspray zu fixieren. Nachdem ich ihn dann konfrontiert habe, dass das im Grunde genommen mutwillige Zerstörung der eigenen Bilder ist, bin ich gegangen. Ich kann da immer nur mit dem Kopf schütteln. Haarspray hat man vielleicht mal in den 80er und 90er nutzen können, aber mittlerweile sind so viele Inhaltsstoffe, wie Öle, Säuren, Parfums oder anderen in den Sprays enthalten, die die Zeichnung einfach angreifen können und zerstören können. Auch ich habe anfangs mit Haarspray fixiert, bis dann irgendwann eines meiner Bilder, welches im Rahmen war, richtig gelb und schmack wurde… eben aufgrund des Haarsprays. Auch kleben könnte es. Natürlich, wenn man es mit Haarspray fixiert, und dann gleich in eine dunkle Mappe legt, und nicht mehr rausholt, dann wird wahrscheinlich nichts passieren, aber warum sollte ich Werke, an denen ich mehrere Stunden gearbeitet habe, dann mit Haarspray fahrlässig zerstören? Ich höre immer „mir ist noch nie was passiert“ oder „Haarspray ist doch billiger“, das sind die typischen Antworten der Verfechter dieser Methode, und dieser Argumente sind in meinen Augen totaler Quatsch. Es kann immer was passieren, und Fixative sind definitiv nicht viel teurer als Haarspray. Ich tanke mein Auto ja auch nicht mit Diesel weil es günstiger ist. Es fährt dann vielleicht noch ein paar Kilometer, aber dann wird es irgendwann Schaden nehmen… so verhält sich das auch bei Zeichnungen, die mit Haarspray fixiert sind. Man merkt, ich werde bei solchen Themen recht emotional, aber es liegt mir eben am Herzen, die bestmöglichen Tipps und Konservierungsmethoden für Zeichnungen den Fragenden zu geben, damit sie eben lange etwas von ihren Werken haben.
Ich denke auch durch meinen Beruf, mein Studium, meine langjährige Zeichnungs-Karriere (wenn man das so betiteln kann), habe ich genügend Erfahrungen gesammelt, und kann gute Tipps geben. Man darf mich immer fragen… wirklich zu Allem… und alles, was man eben wissen möchte von mir. Man braucht da wirklich keine Scheu haben, ich gebe meinen Erfahrungsschatz und alles andere was mit Zeichnen zu tun hat, gerne weiter…
Ich bedanke mich herzlich für das ausführliche Beantworten meiner Fragen und wünsche weiterhin viel Erfolg mit deiner Kunst.