Montagsgedicht: Sophia de Mello Breyner Andresen

Unterwasserwelten | 2017 | Manuela Mordhorst

„Es kam aus einer klangvollen,/ Klaren und gefestigten Welt./ Und nun verwahrt es das Meer,/ Lautlos schwebt es in der Tiefe.// Ein bleiches Skelett ist der Kapitän,/ Hell wie an den Stränden der Sand,?/ Er hält zwei Muscheln in der Hand,/ Anstelle von Adern hat er nun Algen/ Und eine Meduse ersetzt ihm das Herz.// Die farbigen Grotten, die ihn umgeben,/ Nehmen vage, fast fließende Formen an,/ Es leuchten die Wasser wie Blumentiere/ Und die Quallen sind stumm und gläsern.// Und die Seeleute auf dem Meeresgrund/ Erzittern beim Vorbeigleiten der Sirenen,/ Der zarten Wesen mit ihrem violetten Haar/ Und dem verhangenen, abwesenden Blick/ Und Augen so grün wie die Augen der Seher.“

(Sophia de Mello Breyner Andresen, 1919 – 2004)

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