Die inzwischen 98 Jahre alte amerikanische Künstlerin Betye Saar ist vor allem für ihre Assemblagen berühmt. Von sich selbst sagt sie, sie sei eine Recyclerin. Auratisch muten ihre Werke an, die Themen wie Politik, Mystik, Mut und Persönlichem offenbaren.
Poetische Installationen zum Nachdenken
„Die poetischen Installationen von Betye Saar (*1926) verleiten zum Nachdenken und Träumen, doch ihr Ursprung ist von ganz anderer Natur: Die amerikanische Künstlerin reflektiert mit ihren installativen Werken, Objekten und Zeichnungen Schwarze Identität, die Geschichte des Rassismus in den Vereinigten Staaten und die allgegenwärtige Diskriminierung in der westlichen Gesellschaft. Betye Saar nutzt die Kraft der Poesie und schafft so eine intensive, oft mystische Auseinandersetzung mit bedrückenden Themen. Für ihre Assemblagen, die auch als visueller Aktivismus verstanden werden können, lässt sich die Künstlerin auf ihren Reisen sowie durch Religion und Mystik inspirieren. Betye Saars künstlerisches Werk ist oft autobiografisch, spricht aber auch auf universelle Weise über die kollektive Erfahrung Schwarzer Menschen in den USA und ihrer Geschichte – von der Sklaverei nach der Kolonisierung Amerikas im Jahr 1492 bis heute. Betye Saar verwendet für ihre Arbeiten Fundstücke und Alltagsgegenstände, die sie auf Tauschbörsen, Flohmärkten oder Nachlassverkäufen findet. Diese Materialien zeugen von ihrem Interesse am Konkreten wie am Magischen, an der Untrennbarkeit von Kunst und Leben.“ (Quelle: kunstmuseum luzern)
Grafische Geschichtenerzählerin
Längst ist sie zu einer Legende der zeitgenössischen Kunst geworden. Am ehesten könnte man wohl sagen, dass sie eine visuelle Geschichtenerzählerin und Grafikerin ist, die mit ihren Werken einlädt einzutauchen und zu lauschen.
Im Jahr 1967 fand sie neue Inspiration durch den Besuch einer Ausstellung des Bildhauers Joseph Cornell, der Assemblagen aus gefundenen Gegenständen (Objet trouvé) erstellte. Einen weiteren wichtigen Einfluss auf ihre künstlerische Entwicklung hatten auch Simon Rodias Watts Towers, deren Bau sie während ihrer Kindheit beobachten konnte. Später erzählte sie, wie die Materialien, die Simon Roda verwendete – zerbrochenes Porzellan, Meeresmuscheln, verrostetes Werkzeug und sogar Maiskolben – eingebettet in den aus Beton gebauten Turmspitzen – eine magische Faszination auf sie ausübten.
Sie begann selbst Assemblagen in Kisten und Fensterrahmen mit gefundenen Objekten zu erstellen, die eine Verbindung zu den Kulturen ihrer Vorfahren hatten: Afroamerikaner, Iren und Native Americans.
Und auch heute noch erstellt sie Werke, die überall auf der Welt zu sehen sind.