Montagsgedicht: Alberto Nessi

Vishudda | Manuela Mordhorst | Durchmesser 20cm | SOLD | Gips, Sand, Pigmente, Schellack auf Leinwand
Eines Morgens

Eines Morgens, als ich die Treppe herunterkam
kam die ganze Vergangenheit auf mich zu:
es war die Leere der Jahre, es war das Böse
derer, die für immer fortgegangen sind.

Die ganze Vergangenheit kam auf mich zu;
dann fielen die üblichen Masken ab
die Raucher des Nichts, die Blätter
mit ihrem Geheimnis im Schmerz der Morgendämmerung.

Es war die Leere der Jahre, es war das Böse
das noch immer seine Klingen stößt
und aus jedem von uns eine leere Hülle macht
vergessen auf der letzten Stufe.

Von jenen, die für immer fortgegangen sind
verging mit einem Schauder die Erinnerung:
dann sang die Morgendämmerung ihr kahles Lied
so klar wie eine Geste der Liebe.

(Alberto Nessi, *1940)

Un mattino

Un mattino scendendo le scale
tutto il passato m’è venuto incontro:
era il vuoto degli anni, era il male
di chi s’è allontanato per sempre.

Tutto il passato m’è venuto incontro;
poi sfilarono le maschere consuete
i fumatori del nulla, le foglie
con il loro mistero nella pena dell’alba.

Era il vuoto degli anni, era il male
che ancora affonda le sue lame
e di ciascuno di noi fa un guscio vuoto
dimenticato sull’ultimo scalino.

Di chi s’è allontanato per sempre
passò in un brivido il ricordo:
poi l’alba mi cantò il suo canto spoglio
chiaro come un gesto d’amore.

2 Comments

  1. Dies feine Bildwerk, liebe Manuela,
    bringe ich noch nicht ganz zusammen mit dem starken Gedicht.
    Zunächst sehe ich einen Teller, eine Schüssel voller Korianderkörner.
    Ob und wie die Farbabstufungen korrespondieren mit den lyrischen Treppen der Erinnerung?
    Hochsommerliche Grüße, Bernd

    1. Treppen der Erinnerung – das gefällt mir.
      Manchmal setze ich Kontraste gegen ein Gedicht. Ist das Gedicht stark, dann ist das Bild möglicherweise zarter, feiner, ruhiger, mehr im Hintergrund…..für mich geht es dennoch zusammen, vielleicht gerade wegen seiner Farbigkeit.
      Liebe Grüße Manuela

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