Tipp: Edmund de Waal – letters home

Die Galerie Max Hetzler in Berlin präsentiert leider nur noch bis zum 10. August 2024 die Ausstellung „Letters home“ mit Werken des britischen Keramikers Edmund de Waal. Seine Kunst wirkt „clean“, die Töne Schwarz und Weiß dominieren und bilden einen reduzierten Raum.

Edmund de Waal, Installationen in der Galerie Hetzler in Berlin

Edmund de Waal, Installtion in der Galerie Hetzler Berlin

„Diese Ausstellung ist voll von Stimmen. Es gibt Worte, die in zerbrochene Scherben von schwarzem Porzellan geschrieben und in schwarze Gefäße mit Deckel eingraviert sind. Es gibt Echos von Gedichten, die gefeiert und beklagt werden. Es gibt einzelne Stimmen und solche, die sich überschneiden, widerhallen und wiederholen. An der langen Wand der Hauptgalerie befinden sich dreizehn Vitrinen aus schwarzem Eichenholz, in denen Scherben, geschwärztes Silber und kleine, dünne Töpfe aufbewahrt werden: Es handelt sich um ein Lied, das an die bewegende Aufforderung der Dichterin Denise Riley an ein verlorenes Kind erinnert. Wenn ich an die Töpfe und die Strukturen und die Hände denke, die sie halten, denke ich an sie als Briefe nach Hause – mein Versuch, sowohl den Atem der Trennung als auch den Puls der Verbindung zu spüren. Um uns der Berührung, dem Zuhause näher zu bringen.

Installtionsansicht in der Galerie Hetzler Berlin, Edmund de Waal

Auch diese dunklen Gefäße mit Deckel sind Briefe nach Hause. Ich habe ein Jahrzehnt lang davon geträumt, aber letztes Jahr habe ich begonnen, sie in Dänemark herzustellen, in Zusammenarbeit mit dem außergewöhnlichen Team der Keramikwerkstatt in Tommerup. Sie sind bei weitem die größten Gefäße, die ich je hergestellt habe. Ich wollte Töpfe machen, die man anfassen kann, die klingen, die groß genug sind, um sich dagegen zu lehnen. Sie bestehen aus rohem, rotem Ton, der in einem riesigen Brennofen zu einem Schwarz von solcher Dichte gebrannt wird, dass er in manchen Lichtern fast wie Silber wirkt. Während sie noch feucht waren, begann ich, in sie zu schreiben, aber das Schreiben wurde zum Kritzeln, Markieren, Ausradieren, Kritzeln. Ich begann mit Teilen von Rilkes Duineser Elegien, aber schon bald verschwanden diese Worte im Ton, überschrieben und verwischt in die Oberfläche zurück. Ich habe diese Gefäße Elegien genannt.

Fadensonnen
über der grauschwarzen Ödnis. 
Ein baum-
hoher Gedanke
greift sich den Lichtton: es sind
noch Lieder zu singen jenseits
der Menschen.

Edmund de Waal (geb. 1964, Nottingham) lebt und arbeitet in London. Die Arbeiten des Künstlers wurden in zahlreichen Einzelausstellungen in bedeutenden öffentlichen Einrichtungen präsentiert, darunter CLAY, Museum of Ceramic Art Denmark, Middelfart (Doppelausstellung, 2023-2024); The Feuerle Collection, Berlin; Waddesdon Manor, Aylesbury (beide 2022); Musée Nissim de Camondo, Paris (2021); The British Museum, London (2020); Japanisches Palais, Staatliche Kunstsammlungen, Dresden; The Frick Collection, New York; Ateneo Veneto and Jewish Museum, Venedig (alle 2019); Museu d’Art Contemporani d’Eivissa, Ibiza; Schindler House, Los Angeles (beide 2018); Artipelag, Stockholm (2017); Kunsthistorisches Museum, Wien; Gardiner Museum, Toronto (beide 2016); Royal Academy, London (2015); Kunsthistorisches Museum, Theseus-Tempel, Wien; Turner Contemporary, Margate (beide 2014); Waddesdon Manor, Aylesbury; Alison Richard Building, Cambridge (beide 2012); und Victoria and Albert Museum, London (2009), um nur einige zu nennen.

(Quelle: Galerie Max Hetzler, Berlin)

Weitere Informationen:

Edmund de Waal-letters home-2024 – Galerie Max Hetzler

Berlin: Potsdamer Straße 77-87
14 June – 10 August 2024

Tuesday – Saturday, 11am – 6pm
Summer break: 11 – 24 August 2024

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