Ausstellungstipp: Lost homes – Eine künstlerische Intervention von Hila Laviv im Altonaer Museum

Ein zentrales Element der ständigen Ausstellung im Altonaer Museum sind 17 historische Bauernstuben aus ganz Norddeutschland und die dazu gehörigen Bauernhausmodelle. Seit über 100 Jahren ist dieses Ensemble ein besonderer Bestandteil der Sammlung. Eine großzügige Spende der Altonaer Familie Albert und Gerta Warburg ermöglichte Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Herstellung der detailgetreuen Bauernhausmodelle.

Zu sehen ist eine historische Bauernstube in schwarzweiß. Der Ausblick aus den Fenstern ist verschieden und bunt. © Hila Laviv

Das Altonaer Museum möchte diese, aus der Zeit gefallen zu scheinende Sammlung im Rahmen von künstlerischen Interventionen neu befragen. Dabei steht der schillernde und interpretationsoffene Begriff ‚Heimat‘ im Zentrum. Bereits 2021/22 zeigten Künstlerinnen und Künstler der Künstlergemeinschaft FRISE aus Altona in diesem Sinne eine künstlerische Erweiterung der historischen Interieurs und reflektierten die heutige Rolle des Museums.

Mit der Intervention der israelischen Künstlerin Hila Laviv werden Geschichte und Gegenwart auf zwei Ebenen verknüpft. In der Arbeit “Lost Homes / To forget beautiful things” hinterfragt sie die Themen Heimat und Heimatverlust. Hila Laviv nutzt ausgewählte Objekte aus der Sammlung des Altonaer Museums für ihre Intervention in den Bauernstuben und im Bauernhaus-Modellsaal.

Ausgangs- und Bezugspunkt der Arbeiten von Hila Laviv sind die Kindheitserinnerungen ihrer Großmutter Charlotte Esther Shalmon Warburg (1922- 2021) an Hamburg und Blankenese. Sie musste als Teenager mit ihren Eltern Anna und Fritz Warburg 1939 nach Schweden fliehen und lebte später in Israel. Über eine künstlerische und gleichzeitig persönlich geprägte zeitgenössische Intervention in einem historischen Rahmen, der von der nationalkonservativen „Heimatschutzbewegung“ der 1920er-Jahre geprägt ist, setzt sich das Museum so mit der Geschichte Hamburgs im Nationalsozialismus und mit seiner eigenen Geschichte auseinander.

Porträt von Hila Laviv
Hila Laviv

Parallel zu dieser Intervention möchte das Museums auch den damaligen Förderern der Bauernhausmodelle, der Altonaer Familie Warburg, Respekt zollen. Während Albert Warburg bereits 1919 starb, wurden seine Frau Gerta und die drei Töchter Opfer des NS-Regimes. Gerta und Tochter Betty wurden 1943 in Sobibor, die Tochter Helene 1942 in Auschwitz ermordet. Nur ihre Schwester Ada überlebte Theresienstadt.

Ihr Beitrag wird bisher im Museum nicht erwähnt, ihre Geschichte wird jedoch in der zeitgleich präsentierten Sonderausstellung „Glauben und glauben lassen“ (27.9.23 – 17.7.24) erzählt.

Die Intervention wird von Hila Laviv speziell für das Altonaer Museum und seine ständige Ausstellung entwickelt. Die Idee dazu entstand 2018 bei einem ersten Treffen und wurde bei weiteren Besuchen von Hila Laviv in Hamburg weiter konkretisiert. Hila Laviv war von den Bauernstuben bereits beim ersten Besuch fasziniert und angeregt, ohne zu wissen, dass die Sammlung eine Verbindung zur erweiterten Familie Warburg hat. Die doppelte Verbindung zwischen dem Altonaer Museum und Hila Lavivs Arbeit – das gemeinsame Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Thema Heimat einerseits und die Erinnerungen der Großmutter an Blankenese (im Stadtbezirk Altona) sowie der Bezug der Sammlung zur Familie Warburg andererseits – war der Ausgangspunkt für diese ortsspezifische und einzigartige Zusammenarbeit.

(Quelle: Altonaer Museum)

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