Ich grüße dich, liebe Ulrike, danke dass du an meinem Artist Talk teilnimmst und einen Einblick in dein künstlerisches Schaffen gewährst.
Manuela: Wie kamst Du zur Kunst? Gab es ein besonderes Ereignis, das den Ausschlag
dafür gegeben hat, um die künstlerische Laufbahn neben deinem ausgeübten
Beruf einzuschlagen?
Ulrike: Es gab ein Ereignis, dass den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben hat, wenn
auch kein besonderes. Die realistische Ölmalerei hat mich schon als junges Mädchen sehr fasziniert. Obwohl ich gerne und viel gemalt habe und der Kunst- und Werkunterricht in der Schulzeit zu meinen absoluten Lieblingsfächern zählte, konnte ich mir damals noch nicht
vorstellen, dass ich selber so etwas kann und schon gar nicht, dass ich damit auch mein Geld verdiene. Also erlernte ich mit 16 Jahren erst einmal einen Beruf, der mir meinen Lebensunterhalt sichern konnte. Mitte der 90er Jahre, als meine Kinder noch klein waren und ich nebenbei in Teilzeit gearbeitet habe, fand ich dann doch mehr oder weniger per Zufall meinen Weg zur Ölmalerei. Durch das Bemalen von T-Shirts ist bei mir ganz plötzlich der Knoten geplatzt und ich dachte mir, wenn ich auf Stoff malen kann, dann kann ich das auch auf Leinwand. Gedacht, getan und umgesetzt. Ich habe mir ein Buch aus der Bücherei geliehen, nachgelesen, was man so alles dafür benötigt und für damals 100 DM meine erste Ausstattung gekauft. Das erste Bild gefiel mir schon ganz gut und das vierte Bild konnte ich bereits verkaufen. Von da an hat mich die Faszination für die realistische Ölmalerei nicht mehr losgelassen. Ich bildete mich weiter, verfeinerte meine Technik und organisierte meine ersten Ausstellungen. Ich wusste, mit der realistischen Ölmalerei habe ich genau mein Medium gefunden. Seit 2002 bin ich – neben meiner Teilzeittätigkeit – als freischaffende Künstlerin tätig.
Manuela: Hast Du künstlerische Vorbilder? Wenn ja, wen?
Ulrike: Da gibt es natürlich sehr viele faszinierende Künstlerinnen und Künstler. Besonders
beeindruckt haben mich die fotorealistischen Werke von Gerhard Richter, die Naturdarstellungen von Caspar David Friedrich und die Werke von Edward Hopper durch ihre starke Wirkung von Licht und Schatten.
Manuela: Wieviel Zeit widmest Du der Kunst in deinem Leben?
Ulrike: Die Kunst begleitet mich in ihren unterschiedlichen Facetten im Grunde jeden Tag.
Aber natürlich habe ich auch feste Zeiten für die Malerei eingeplant. In der Regel sind das 2 bis 3 ganze Tage pro Woche.
Manuela: Entstehen Deine Werke spontan, geplant, vorskizziert oder wie gehst Du an
Deine Werke heran?
Ulrike: Die erste Idee zu einem neuen Werk entsteht bereits beim direkten Erleben in der
Natur. Mit Hilfe meiner Handykamera halte ich diese Momente fest und später im Atelier entscheide ich, welche Perspektive und Farbwahl meine gefühlte Stimmung am besten widerspiegelt und in welchem Format ich diese darstellen möchte.
Manuela: Dein Kunstunternehmen heißt „Atelier „Natur im Bild“, das verrät ja schon, dass
du dich mit Naturthemen künstlerisch auseinandersetzt. Warum fasziniert dich
gerade dieses Thema?
Ulrike: Kurz gesagt, weil die Natur für mich der Impulsgeber ist. Sie ist Lebensraum und sie
beeinflusst unsere Emotionen. Du kennst doch sicher auch diese besonderen Momente in der Natur, in denen du alleine durch den Anblick einer Landschaft in Verbindung mit Licht, Farben,
Geräuschen und Gerüchen einfach nur glücklich bist? Genau solche Momente möchte
ich auf der Leinwand festhalten, sozusagen als Balsam für die Seele. Obwohl ich keine Geräusche und Gerüche malen kann, habe ich schon sehr häufig die Rückmeldung bekommen, dass beim Betrachten meiner Werke diese ganz deutlich assoziiert werden. Deswegen liebe ich die realistische Malerei.
Manuela: Was inspiriert dich, bzw. wie bilden sich deine Ideen für Werke aus?
Ulrike: Wie ich ja eben schon beschrieben habe, sind es oft diese kleinen aber besonderen Momente, die ich in der Natur erlebe und die mich emotional berühren. Ganz besonders liebe ich die Weite, den Himmel und das Meer. Da geht mir das Herz auf und meine Seele hat Auslauf. Dieses Gefühl von Freiheit und Glück in Verbindung mit der Natur ist meine persönliche Inspiration für die Malerei.
Manuela: Deine Malerei ist ja angesiedelt in der realistischen Abbildung der Landschaft.
Häufig wirken deine Gemälde beinahe schon wie eine Fotografie. Wie sieht
deine Arbeitsmethode dabei genau aus?
Ulrike: Bevor ich den ersten Pinselstrich setze, habe ich bereits eine genaue Vorstellung, wie
das fertige Bild aussehen soll und welche Emotionen ich damit ausdrücken möchte.
Dieses erreiche ich durch die Motivauswahl, durch die Größe und das Format der
Leinwand, durch die Festlegung des Lichteinfalls und der Perspektive sowie durch die
Farbgebung. Bevor ich mit dem Malen beginne, wird die Leinwand grundiert und mit einer groben Skizze versehen. Erst dann arbeite ich das Motiv mit der Ölfarbe von oben nach unten
und vom Hintergrund in den Vordergrund Schritt für Schritt aus. Oft male ich in der Nass-in-Nass-Technik, manchmal wende ich aber auch eine Variante der Schichtmalerei an. Wer sich die Entstehung eines Ölbildes mal anschauen möchte, kann dies gerne unter BILDENTSTEHUNGEN – Ulrike Bosselmann (ulrike-bosselmann.de) verfolgen.
Manuela: Benutzt du fotografische Vorlagen für deine Werke?
Ulrike: In der Regel ja, sie sind sozusagen meine digitalen Skizzen und liefern mir wichtige Details, wenn ich das Motiv zu einem späteren Zeitpunkt im Atelier umsetze.
Manuela: Was war Deine schönste Reaktion auf Deine Kunst, die Du bekommen hast?
Ulrike: Eine Reaktion ist mir aber ganz besonders in Erinnerung geblieben. Ein junger Mann hatte eine Abbildung eines meiner großformatigen Ölbilder in der Zeitung gesehen und sich daraufhin mit mir in Verbindung gesetzt. Er war so begeistert von diesem Bild und als er es im Original betrachtete sagte er, „Ich habe noch keine eigene Wohnung und weiß auch noch nicht, wo das Bild einmal seinen Platz finden wird, aber ich möchte es unbedingt haben“. Er hat es gekauft und viele Jahre später stand er eines Tages wieder vor meiner Ateliertür. Er erzählte mir, dass er eine eigene Wohnung und den richtigen Platz für das Ölbild gefunden hat und das er sich immer noch jeden Tag über das Ölbild freut. Eine wirklich besondere und nachhaltige Reaktion auf meine Kunst.
Manuela: Gibt es ein Kunstwerk in deinem Leben, das dich besonders beeindruckt hat?
Ulrike: Spontan muss ich da gleich an das Bild Betty von Gerhard Richter denken. Aber
natürlich gibt es noch eine Vielzahl von Werken, die bei mir einen besonderen Eindruck hinterlassen haben.
Manuela: Was tust du, wenn du Inspiration für deine Werke brauchst?
Ulrike: Ich fahre ans Meer.
Manuela: Eine Frage, die Dich gerade bewegt
Ulrike: Die politische Situation weltweit bewegt mich derzeit sehr. Ich möchte an dieser Stelle
kein politisches Statement abgeben, das würde den Rahmen sprengen. Ich hoffe nur, dass unsere Demokratie und die Demokratie in anderen Staaten weiter gelebt wird und sich Lügen, Hassparolen und Polemik nicht durchsetzen. Soviel sollten wir doch aus der Geschichte gelernt haben!
Manuela: Was hat dich zuletzt inspiriert?
Ulrike: Die Insel Sylt.
Manuela: Was ist Kunst für dich?
Ulrike: Sie ist Nahrung für den Geist und für die Seele.
Manuela: In 3 Worten! Woran arbeitest du im Augenblick?
Ulrike: Eine Sylter Strandlandschaft.
Manuela: Von welchem Projekt träumst du?
Ulrike: Von meinem persönlichen Projekt, mich spätestens in 5 Jahren ausschließlich der
Malerei widmen zu können.
Manuela: Wo kann man in diesem Jahr noch deine Werke bewundern? Gibt es
Ausstellungen?
Ulrike: In diesem Jahr zeige ich meine Werke am 1. Mai im Rahmen der Offenen
WerkRäume, eine regelmäßige Aktion des Kulturvereins Schneverdingen e. V..
In den Folgejahren sind zudem wieder Ausstellungen auf der Insel Sylt geplant.
Danke für das Interview und dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Kunst.
Weitere Informationen zur Künstlerin findet man hier:
Website: www.ulrike-bosselmann.de
Facebook: Facebook
Instagram: Ulrike Bosselmann (@ulrike_bosselmann) • Instagram-Fotos und -Videos